Tonspuren

Dominique Manotti über politischen Widerstand

Die französische Autorin Dominique Manotti schreibt über die dunkle Seite der Macht in Frankreich. Die ehemalige Spitzengewerkschafterin hat sich im Alter von 50 Jahren als Roman Noir-Autorin neu erfunden.

Viel braucht es nicht, um Frankreichs Vorstädte wieder einmal explodieren zu lassen. Ein Polizeiübergriff, ein erschossener algerischstämmiger Jugendlicher - und bürgerkriegsähnliche Zustände sind vorprogrammiert. Das wissen auch die Rechtsextremen: Gibt es Unruhen, werden sie ihre Remigrationsphantasien leichter umsetzen können. Was läge also näher, als ein bisschen nachzuhelfen? Marseille.73 heißt Dominique Manottis neuester Roman, der von den Ursprüngen des Rassemblement National genauso erzählt wie vom Kampf nordafrikanischer Migranten, deren Arbeitskraft man gerne ausbeutet, denen man im Gegenzug aber keine Rechte gewähren will.

Mit ihrem politisch hochaktuellen, auf penibler Recherche beruhenden Roman legt die Autorin nicht nur die gewalttätigen Wurzeln der Partei offen, die im Sommer 2024 erstmals zur stärksten politischen Kraft im französischen Parlament wurde. Die heute als Doyenne des französischen roman noir geltende Autorin kehrt auch zu ihren eigenen politischen Wurzeln zurück. "Ich habe zu erzählen begonnen, um nicht alles zu verlieren", erklärt die von der Politik der Mitterrand-Jahre frustrierte Wirtschaftshistorikerin und ehemalige Spitzengewerkschafterin Marie-Noëlle Thibault ihre Wiedergeburt als Noir-Autorin Dominique Manotti. Den Tonspuren gewährt sie tiefe Einblicke in ihr Schreiben sowie ihren politischen und intellektuellen Werdegang. "Erzählen heißt Widerstand leisten" lautet das Motto eines ihrer Romane, das ihr gesamtes literarisches Schaffen kennzeichnet.

"Erzählen heißt Widerstand leisten"
Dominique Manotti, die Doyenne des Roman Noir in Frankreich
Feature von Georg Renöckl

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