Götz Schleser
Radiokolleg
Reden wir über Arbeit! (3)
Nina Verheyen, was ist eigentlich unsere Leistung?
13. November 2024, 09:05
Das Leistungsprinzip gehört zu den Grundsätzen unserer Gesellschaft. Nicht die Bildung unserer Eltern, die Farbe unserer Haut oder unseres Geschlechts sollen darüber entscheiden, welches Ansehen, welchen Einfluss und welchen materiellen Wohlstand jemand erreichen kann. Allein an unseren individuellen Leistungen soll man uns messen.
Aber was genau meinen wir, wenn wir von "Leistung" sprechen? Diese Frage hat sich die Historikerin Nina Verheyen in ihrem Buch "Die Erfindung der Leistung" gestellt. Es erzählt die Geschichte eines Begriffs der eigentlich aus der Physik und Physiologie stammt und von dort in die Arbeitswelt gerutscht ist. Mit ihm lässt sich die Welt in Leistungsträger und -verweigerer einteilen. Das Ergebnis von Arbeit wird so scheinbar objektiv einem Individuum und seinen Fähigkeiten zuordenbar und damit lässt sich ordentlich Druck ausüben.
Nina Verheyen forscht und lehrt am Historischen Institut der Universität zu Köln. Sie will den Begriff der Leistung nicht abschaffen aber den Blick dafür schärfen, was wir ausblenden, wenn wir von Leistung sprechen. Wer hat geholfen, wer war beteiligt, wer hat sich noch angestrengt, um das Geschaffte zu erreichen?
Service
Radiokolleg-Podcast
Lena Marie Glaser: "Künstliche Konkurrenz. KI als Jobkiller und Chance", Leykam 2024.
Lena Marie Glaser: "Arbeit auf Augenhöhe", Kremayr & Scheriau 2022.
Stefan Feinig: "374", Hermagoras 2021.
Stefan Feinig: "Made in China", Hermagoras 2024.
Nina Verheyen: "Die Erfindung der Leistung", Hanser Berlin 2018
Natalya Nepomnyashcha: "Wir von unten. Wie soziale Herkunft über Karrierechancen entscheidet", Ullstein 2024.
Beata Boor, Bernhard Kittel: "Die Jungen wollen nicht mehr arbeiten? Sinnansprüche und Arbeitsethos jüngerer Arbeitnehmer:innen" in WISO, September 2023
GenZ am Arbeitsmarkt
Gen Z am Arbeitsmarkt: Selbstbewusst und schnell wieder weg?
Netzwerk Chancen