Im Gespräch

Mithu Sanyal, Kulturwissenschafterin und Schriftstellerin

"Kolonialismus ist strukturelle Gewalt, die Gewalt in uns"
Renata Schmidtkunz im Gespräch mit der Kulturwissenschafterin und Schriftstellerin Mithu Sanyal

Wenn es eine schafft, in gleichzeitig lebendiger und trotzdem tiefgehender Art ihr eigenes Leben und Fühlen auf essenzielle Weise mit dem Weltgeschehen zu verknüpfen, dann ist es die indisch-polnisch-deutsche Journalistin und Schriftstellerin Mithu Sanyal. Schon in ihrem Debut-Roman "Identitti" (2022) gelang es ihr, in rasendem Tempo und auf 400 unterhaltsamen Seiten die Frage zu stellt, was Identität eigentlich sein soll und ob es nicht die Liebe ist, die uns Menschen miteinander verbindet. In ihrem neuen Roman mit dem witzigen Titel "Antichristie", einer Modifikation von Agatha Christie, bedient sich Sanyal, geboren 1971 in Düsseldorf, des Krimi-Genres, um sich mit Kolonialismus und Gewalt auseinanderzusetzen. Natürlich kommen darin Agatha Christie, die Queen und der indische Unabhängigkeitskampf vor. Die Protagonistin Durga, die sich auf eine Zeitreise in das Indien der 1910er Jahre begibt, wo sie indische Revolutionäre trifft, ist eine polnisch-indische Feministin aus Deutschland, die es nach London verschlägt, um an einer Neuverfilmung eines Agatha Christie Buches zu arbeiten. Der berühmte Detektiv Hercule Poirot ist nun nicht mehr weiß, sondern eine person of color POC. Mit klassischen Krimi-Elementen wühlt Sanyal sich humorvoll und wissend durch die komplexen Aspekte der Geschichte des Kolonialismus und dessen Derivaten, mit denen wir es bis heute zu tun haben: Identität, Sexualität, Geschlecht oder Rassismus.

Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz taucht Mithu Sanyal tief in aktuelle Debatten über die Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus ein und stellt die Frage: Was wäre richtiger Widerstand in einer falschen Welt?

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