Spitalsschild, Krankenhaus

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Punkt eins

Wie schließe ich ein Spital?

Schwierige Spitalsreformen und was gute Krankenversorgung wirklich ausmacht. Gäste: Maria Magdalena Hofmarcher-Holzhacker, Gesundheitsökonomin & Dr. Ernest G. Pichlbauer, selbständiger Berater für Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Die Spitalsstruktur im steirischen Bezirk Liezen komplett neu aufzustellen, hatte sich die Regierung unter dem Landeshauptmann und ehemaligen Gesundheitslandesrat Christoph Drexler vorgestellt. Nur noch "Gesundheits- und Facharztzentren" statt Krankenhäusern in Bad Aussee, Schladming und Rottenmann, stattdessen ein neu zu errichtendes "Leitspital" in Stainach-Pürgg. So hätten Kompetenzen konzentriert, Synergien genutzt und die Personalnot im Gesundheitsbereich etwas abgemildert werden sollen - letztlich also eine bessere Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden sollen, so die schwarz-roten Pläne. Aber die Bevölkerung lehnte das empört ab. Groß war die Angst vor dem Ende einer wohnortnahen Krankenversorgung. Vor den vergangenen Landtagswahlen mobilisierte unter anderem die FPÖ massiv gegen die Pläne - und fuhr in den betroffenen Gemeinden Rekordergebnisse ein.

Kurz zuvor waren in Niederösterreich Pläne bekannt geworden, vier der 27 Spitäler zu schließen. Die Kliniken Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau sollten aufgelassen und zu einem neu gebauten Krankenhaus Weinviertel Süd-West zentralisiert werden; der Standort in Gänserndorf soll zu einem Primärversorgungszentrum werden. Vier weitere Krankenhäuser sollten zu Schwerpunkt-Anstalten umfunktioniert werden, zitierte der ORF ein Expert:innenpapier. Von dem Ziel, die Qualität der Versorgung sogar zu erhöhen und eine zeitgemäße Spitalsstruktur zu errichten, blieb in der öffentlichen Debatte allerdings nichts übrig. Die Opposition warnte umgehend vor einem "geplanten Kahlschlag".

Spitalsreformen mögen nötig sein, aber sie erweisen sich als politisches Gift. Insbesondere, wenn dabei immer der Aspekt der Schließungen und Zusammenlegungen in den Vordergrund gestellt wird. Eine "Standortgarantie", wie sie jetzt etwa von der niederösterreichischen SPÖ gefordert wird, ist laut dem selbständigen Berater für Gesundheitspolitik Ernest Pichlbauer aber eindeutig kontraproduktiv. Eine Standortkonzentration würde auch die medizinische Qualität erhöhen - oder wie es ein Passant zum ORF Steiermark sagte: "Lieber ein gutes neues Spital als drei schlechte".

Was ist nun wirklich das Beste für Patient:innen, ihre Angehörigen, die Spitalsmitarbeiter:innen und die Gemeinden? Um welche Leistungen der Gesundheitsversorgung geht es, welche können stationär, ambulant, mobil oder in Form von Bereitschaftsdiensten erbracht werden, und ab welcher Größe kann ein Spital die beste Qualität erbringen? Welche Rolle spielen Bettenzahl, Spezialisierung, Erreichbarkeit?

Die auf Gesundheitssysteme spezialisierte Ökonomin Maria Hofmarcher-Holzhacker plädiert dafür, die Debatte zu versachlichen und sieht auch die Politik gefordert, die Argumente für eine notwendige Transformation der Gesundheitsversorgung besser zu kommunizieren.

Ernest Pichlbauer und Maria Hofmarcher-Holzhacker sind Gäste bei Xaver Forthuber. Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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