AP/RICHARD DREW
Radiokolleg
Trash, Glam, Glitter (1)
Die Erfindung von Extravaganz & Androgynität
2. Dezember 2024, 09:45
Wie die Popkultur sich vom Authentizitäts-Dogma befreite. Es war ein Phänomen, das vor fünfzig Jahren seinen Höhepunkt und bald auch sein Ende fand: Glam Rock rund um Heroen wie Marc Bolan, Suzi Quatro, Sweet, Slade, Roxy Music oder David Bowie. Der britische Musikhistoriker Simon Reynolds sieht in der Bewegung "die Essenz von Pop: Fremdartigkeit, Sensationslust, Hysterie auf gleichzeitig positive wie negative Weise". Einen Ort also, "an dem sich das Sublime und das Lächerliche treffen und ununterscheidbar werden." In die Erinnerung mischt sich die Frage: gab es die Trash-Glam-Glitter-Welle auch in Österreich?
Von "Starman" bis "Ballroom Blitz" - wer würde leugnen, dass sich nicht wenige Hits jener Ära in den Kanon der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben haben? Glam (kurz für: Glamour) war eine Absage an den Authentizitäts-Drang der späten sechziger Jahre. "Ride A White Swan", ein Song von T.Rex aus dem Jahr 1970, gilt allgemein als Startschuss der Gegenbewegung.
Gestern noch Hippies, heute "Children of the Revolution"! Plötzlich zählten Äußerlichkeiten: grelle Schminke, fantasievolle Kostümierung, Sternenstaub, Silberglitzer und Plateaustiefel statt Ledersandalen und Blumen im Haar. Der launige Rückblick auf die Glam-Ära offenbart en gros & en detail die globale Dimension des Phänomens.
Es handelt sich um einen thematisch, zeitlich und geographisch recht scharf abgegrenzten Seitenarm der Rock-Evolution. Ein Seitenarm, der zum Mainstream wurde und verlässlich die "Bravo"-Ausgaben der frühen siebziger Jahre durchzog. Ein Strom mit vielen Echos, Neben- und Nachwirkungen. Von Hair Metal bis Prince, von Lady Gaga bis Maneskin (die italienischen Songcontest-Gewinner 2021). Auch die "Rocky Horror Picture Show" läuft ja schon ewig.
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- Walter Gröbchen