ORF/HANS LEITNER
Zwischenruf
Einander begegnen, ohne Vorurteile
von Kurt Nekula, Pädagoge und langjähriger Präsident des Vereins Licht ins Dunkel
8. Dezember 2024, 06:55
Ö1 fördert heuer Projekte zum Thema Kultur und Inklusion im Rahmen von Licht ins Dunkel. Das Kunst- und Kulturleben wird zunehmend inklusiver. Nach der Phase der punktuellen Vorzeigeprojekte sind mehr und mehr Ensembles entstanden, in denen Menschen mit und ohne Behinderungen mitwirken. Bei der Opernballeröffnung ist ein Tanzpaar mit Down-Syndrom fix dabei. Musik-, Tanz- und Theatergruppen öffnen ihren Betrieb auch für Meschen mit Beeinträchtigungen.
Das Atelier de La Tour der Diakonie in Klagenfurt ist eines der ältesten Ateliers für Menschen mit Behinderungen in Österreich, die sich auf verschiedene Techniken professionalisiert haben: Malerei, Zeichnungen, Drucke und Skulpturen. Um die Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde im Sommer 2003 die Galerie de La Tour in Klagenfurt eröffnet. Sie hat sich mittlerweile zu einer Plattform für zeitgenössische Kunst und gesellschaftspolitische Themen entwickelt und präsentiert barrierefrei die Arbeiten von Kunstschaffenden mit und ohne Behinderung.
Der Verein Ohrenschmaus fördert das Schreiben von Erfahrungsberichten, Gedichten und Prosatexten von Autorinnen und Autoren mit Lernbehinderung. Diese Texte eröffnen einen anderen Blick auf die Welt und auf Mitmenschen mit besonderen Talenten. Inhalt und Struktur der Texte aber auch der kreative Umgang mit Sprache beweisen die literarische Qualität und zeigen, dass in jedem Menschen ganz bestimmte Fähigkeiten vorhanden sind, die es gilt zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen. Durch den Literaturpreis, zahlreiche Lesungen und die jährliche Preisverleihung werden neue Sichtweisen auf das Leben und Denken von Menschen mit Lernbehinderung ermöglicht.
Das Theater Delphin in Wien setzt Impulse für vorurteilsfreie Begegnungen und fördert inklusive Kunstproduktionen. Das Theaterspielen ermöglicht intensive spielerische und ungezwungene Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Das gemeinsame Erlebnis steht im Mittelpunkt.
Diese und viele weitere Kulturinstitutionen fördern nicht nur das inklusive Miteinander, sondern ermöglichen den Akteurinnen und Akteuren, ihre Anliegen eindrucksvoll auszudrücken und berührende Einblicke in ihre Lebenswelten zu geben. So können sie etwa Erfahrungen von Demütigung, Ausgrenzung oder Missachtung ansprechen und authentisch vermitteln. Es entsteht eine tiefe Betroffenheit beim Publikum und hier wird eine wichtige gesellschaftspolitische Facette des inklusiven Kulturbetriebs sichtbar. Gleichzeitig trägt dies dazu bei, solche Erfahrungen zu verarbeiten und ihnen selbstbewusst zu begegnen. Ich habe selbst erlebt, wie eine Tänzerin eines inklusiven Ensembles ihrem offensichtlich verliebten aber dennoch etwas übergriffigen Tanzpartner äußerst wirkungsvoll vermittelte, dass sie das keinesfalls duldet. Damit wurde eine klare Grenze gesetzt, die für jede Frau ein Vorbild sein kann.
Kulturschaffend tätig zu sein fördert das persönliche Wachstum, eröffnet Möglichkeiten sich auszudrücken - und macht einfach Freude. Erfahrungen, die für Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen bereichernd sind.
Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
Playlist
Komponist/Komponistin: Arnaud Méthivier
Komponist/Komponistin: Otto Lechner
Album: The Cyklop and I
Titel: Cradle/instr.
Ausführende: Arnotto
Ausführender/Ausführende: Arnaud Méthivier /Akkordeon
Ausführender/Ausführende: Otto Lechner /Akkordeon
Länge: 02:02 min
Label: Cristal Records CR173