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Gedanken für den Tag
Meister der Farbklänge
Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Präsidentin von Icom Österreich, zum 80. Todestag von Wassily Kandinsky
9. Dezember 2024, 06:57
Was für ein märchenhaftes Bild: Zwei in russischer Tracht gekleidete Menschen sitzen eng umschlungen auf einem Pferd. Im Hintergrund ist ein bunt funkelnder Fluss zu sehen, am anderen Ufer ragen die Türme und Kuppeln einer Kremlstadt in die Höhe.
Mehr noch als die Motive interessiert mich die Darstellungsweise in Form von bunten, leuchtenden Farbflecken auf dunklem Grund. Eine Technik, die Parallelen zu kunsthandwerklichen Arbeiten wie Mosaiken oder Perlenstickereien aufweist. Ich mag dieses 1907 entstandene Ölbild mit dem Titel "Reitendes Paar" aus dem Münchner Lenbachhaus besonders. Denn es stammt aus dem weniger bekannten Frühwerk des Avantgardestars Wassily Kandinsky. Es steht für die Suche des Künstlers nach einer unverkennbaren Ausdrucksform im Wechselspiel zwischen der volkskundlichen Tradition seiner russischen Heimat und den künstlerischen Errungenschaften der europäischen Moderne.
Obwohl "Reitendes Paar" zu den frühen Bildern Kandinskys gehört, war dieser bereits 41 Jahre alt, als es entstanden ist. Denn der 1866 in Moskau Geborene hatte zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie absolviert. Erst 30-jährig fand er - ausgelöst durch die Betrachtung eines Monet-Bildes sowie das Hören einer Wagner-Oper - den Mut dazu, sein Leben ausschließlich der Kunst zu widmen.
Als Mutter zweier junger Erwachsener und an der Universität Lehrende beschäftigt mich die Frage, wie ein Mensch zu dem findet, was ganz das Eigene ist. Umso mehr irritiert mich die heute von Jugendlichen häufig geforderte Zielstrebigkeit in Bezug auf ihre berufliche Laufbahn. Gerade Biografien wie jene von Wassily Kandinsky veranschaulichen, dass die Dinge oft Zeit zum Reifen brauchen und es mitunter erst die scheinbaren Umwege sind, die Menschen Außergewöhnliches hervorbringen lassen.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Arnold Schönberg 1874 - 1951
Titel: Quartett für Streicher in D-Dur
* Allegro molto - 1.Satz (00:06:20)
Streichquartett
Ausführende: LaSalle Quartet
Ausführender/Ausführende: Walter Levin
Ausführender/Ausführende: Henry Meyer
Ausführender/Ausführende: Peter Kamnitzer
Ausführender/Ausführende: Jack Kirstein
Länge: 06:20 min
Label: DG 4199942 (4 CD)