Rutger Bregman

MAARTJE TER HORST/CC BY 4.0

Diagonal

Utopist für Realist:innen. Diagonal zur Person: Rutger Bregman, Historiker, Autor, Aktivist

Rutger Bregman. Mit seinem Bestseller "Im Grunde gut" (2020) widerspricht der niederländische Historiker Rutger Bregmann der gängigen abendländischen Denktradition, dass der Mensch des Menschen Wolf sei und leistet sich den Glauben an das Gute. Anschl.: Diagonals Feiner Musiksalon

Zahlreiche Beispiele in dem Buch zeigen: auch, wenn es schwer zu glauben ist, der Mensch sei im Grunde gut, hilfsbereit, empathisch, kooperativ. Für den 1988 geborenen Bregman ist die Menschheit nicht durch das "survival of the fittest" weitergekommen, sondern mit Rousseau durch das "survival of the friedliest" und er gibt zahlreiche historisch belegte Beispiele dafür.

Er erzählt etwa über eine Gruppe von Jugendlichen, die es 1965 bei einem missglückten Segeltörn auf eine unbewohnte Insel im Pazifik verschlägt. Anders als im abendländischen pessimistischen Denken zu erwarten war und anders als in William Goldings Erzählung "Herr der Fliegen" erzählt, zerfleischen sich die jungen Burschen aber nicht gegenseitig, sondern schaffen es, sich über ein Jahr lang gemeinsam bis zu ihrer Rettung am Leben zu halten. Als ein australischer Filmemacher die Geschichte verfilmen will, findet er dafür keine Finanzierung und das Abenteuer gerät in Vergessenheit. Bregmans Fazit: niemand interessiert sich für das Gute im Menschen. Medien, Filmindustrie, Literatur stürzen sich mit wollüstiger Wonne auf die Bösartigkeiten und werden dafür mit Clicks, Käuferinnen und Publikum belohnt. Schließlich ist Empörung die Währung der Stunde in der Aufmerksamkeitsökonomie.

Rutger Bregman versucht eine Ehrenrettung unserer Gattung und liefert in seinen anderen Büchern und Texten Ideen für neue Arbeitswelten, Steuergerechtigkeit und den Umgang mit der Umweltkatastrophe. "Wenn das Wasser kommt" lautet sein Buch dazu aus 2021, "Moralische Ambitionen" sein jüngstes Buch über Menschen, die ihre Ideale nicht nur hochhielten, sondern auch lebten. Nur eines kommt für ihn nicht in Frage: den Kopf in den Sand stecken und nichts tun.

Eine Sendung zum vorsichtig optimistischen Jahresanfang (trotz allem!). Ines Mitterer im Gespräch mit Rutger Bregman.

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  • Ines Mitterer