Stimmen hören

Der "Heldentenor", den es nicht hätte geben dürfen

Hochgespannt, exaltiert, individuell: Klingende Erinnerungen an Max Lorenz.

Im NS-Staat mit einer Jüdin verheirat, und "aktenkundig" homosexuell. Von Künstlern, die das waren, erfahren wir oft nur mehr auf dem Weg der "Stolpersteine", der in den Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, die von Verschleppung und Ermordung im KZ künden. Der Tenor Max Lorenz hingegen war, speziell als Wagner-Sänger, als "Heldentenor", in den 1930er, 40er Jahren (und dann darüber hinaus bis in die beginnenden 1950er) in den Musikzentren der Welt zu Hause, speziellst in Bayreuth und Berlin. Wie das zusammen ging, ist eine Geschichte für sich. Rein sängerisch gleicht kein Tenor der Gegenwart dem vor einem halben Jahrhundert gestorbenen Max Lorenz: Die Vorstellung, wie eine "Heldenfigur" zu sein hat, hat sich gewandelt. Konform zur das Hypertrophe suchenden Stilistik seiner Ära, der Ära der in-Dienst-Stellung von Richard Wagners Werk für den Nationalsozialismus, setzte Max Lorenz die Standards: mit genuinem Tenor-Florett fechtend, den Text hochindividuell mit höchster Emphase aufladend. Gar nicht wenige Live-Dokumente, auch übers Wagner-Fach hinaus, halten diesen Epochensänger fest, in seinem dramatischen Überschwang, und mit den mit steigendem Lebensalter zunehmenden Freiheiten gegenüber dem Notentext, die andererseits fix zu Lorenz' exaltierter, vereinnahmender Theatralik gehörten.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel