Gedanken
Roger de Weck & unabhängiger Journalismus
"Der Einfluss der Oligarchen, auch in den Medien, ist zu groß". Der renommierte Publizist Roger de Weck, früher Chefredakteur des Hamburger Wochenblatts "Die Zeit", macht sich Gedanken über die Zukunft des unabhängigen Journalismus. Und fordert dessen öffentliche Finanzierung.
19. Jänner 2025, 09:05
In seinem neuen Buch "Das Prinzip Trotzdem" kommt Roger de Weck zu einem alarmierenden Befund: "Vielerorts im Westen verabschiedet sich der Journalismus vom Journalismus: von seinem Berufsethos und Berufsstolz, von seiner Herkunft als Kind der Aufklärung, von seinem Dienst an der res publica."
Eine Entwicklung, die mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit zu tun hat, der den traditionellen Medien seit der Erfindung des "World Wide Web" und der "Sozialen Medien" zu schaffen macht: Werbegelder wandern ins Internet ab, ein jüngeres Publikum verabschiedet sich in digitale Sphären, und rechts- und seltener linksautoritäre politische Kräfte würden dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und der kritischen Presse lieber heute als morgen den Garaus machen.
Was ist in dieser Situation zu tun?
Statt immer gieriger auf Klickzahlen, Einschaltquoten und andere Erfolgsparameter zu starren, die der Marktlogik gehorchen, sollten sich die Qualitätsmedien ihrer alten Stärken besinnen, postuliert Roger de Weck: auf solide Recherche und die Einhaltung altbewährter journalistischer Standards. Check, Re-Check, Double-Check lauten die entsprechenden Stichworte. "Der Journalismus hat NUR eine Chance, wenn er sich selbst treu bleibt", so Roger de Weck in den Ö1-"Gedanken".
Dennoch: Eine Steigerung des Qualitätsbewusstseins allein wird nicht ausreichen. In Zeiten der rasch voranschreitenden Digitalisierung werden viele Medien - vor allem auf lokaler und regionaler Ebene - nicht überlebensfähig sein. Was wiederum die Demokratie in Bedrängnis bringt; denn ohne eine bunte, möglichst pluralistische Medienlandschaft können demokratische Systeme nicht überleben. "In dieser Situation muss die öffentliche Hand einspringen", fordert Roger de Weck: "Es gibt keine Alternative. Wenn der Markt nicht in der Lage ist, den Journalismus - eine elementare Infrastruktur der Demokratie - zu finanzieren, muss die öffentliche Hand dafür sorgen."
Als Vorbild nennt Roger Weck die skandinavischen Länder: Dort wird die unabhängige Presse seit Jahrzehnten subventioniert, nicht direkt von der Politik, das wäre problematisch, sondern von zwischengeschalteten Instanzen. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass die kritische Presse weiterhin kritisch bleibt.
Service
Roger de Weck: "Das Prinzip Trotzdem - Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen", edition suhrkamp, Band 2368, 224 Seiten