Radiokolleg
Die Ö1 Sprachviertelstunde: Deutsch im Nachkriegsösterreich (1)
Warum "das Österreichische" bis 1945 kein Thema war
10. Februar 2025, 09:30
Bis zum Zweiten Weltkrieg war die sprachliche Färbung nicht weiter wichtig, erst nach 1945 begann sich eine sprachliche Identität in Österreich zu entwickeln. Einfluss darauf nahmen unter anderem das Bundesministerium für Unterricht, aber auch die Besatzungsmächte. Wort.Schätze - die Ö1 Sprachviertelstunde widmet sich in vier Teilen den Eigenmerkmalen des österreichischen Deutsch.
Während der Habsburgermonarchie, einem Vielvölkerstaat, war Deutsch eine wichtige Amtssprache; eine "österreichische" Sprachidentität gab es allerdings nicht. Auch sahen sich viele Österreicherinnen und Österreicher als Teil eines einheitlichen deutschen Kulturraums. Mit dem "Anschluss" an das nationalsozialistische Deutschland wurde die deutsche Sprache stark an die Sprachnormen des nationalsozialistischen Deutschlands angepasst.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders nach der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags 1955 begann Österreich, eine eigenständige nationale Identität zu entwickeln, das österreichische Deutsch rückte stärker in den Fokus, die Abgrenzung von der deutschen Sprachvariante wurde zu einem wichtigen Bestandteil der nationalen Identität. 1951 erschien erstmals das "Österreichische Wörterbuch", das bestrebt war, den nazistischen Sprachgebrauch zu beseitigen und die Eigenmerkmale des Österreichischen Deutsch zu stärken.