Französischer Militärhelikopter

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Punkt eins

Europa und der Umbruch der Weltordnung

Aufrüsten zur Verteidigungsunion als geopolitische Notwendigkeit? Gast: Brigadier Dr. Walter Feichtinger, Präsident des Center für Strategische Analysen (CSA), Politikwissenschaftler. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Keine Zeit für Illusionen ist das Motto dieser Tage: Bündnisse werden in Frage gestellt, jahrzehntelange Gewissheiten erschüttert. In den USA folgt eine geopolitische Kehrtwende auf die nächste, in Europa ein Krisengipfel dem anderen und Themen wie atomare Aufrüstung, Neuverschuldung für die Verteidigung oder Wehrpflicht für Männer und Frauen in Deutschland stehen auf der Tagesordnung.

Europa rüstet auf. Nicht erst seit dem großen Bruch in der transatlantischen Partnerschaft und dem Stopp der US-Militär- und Waffenhilfen (inklusive Aufklärungsdaten) für die Ukraine vor einer Woche, aber jetzt mit hohem Tempo und der Ankündigung hoher Summen: 800 Milliarden Euro sollen investiert werden. Am Montag wurde der aktuelle Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI veröffentlicht, der die "Wiederaufrüstung" Europas in Zahlen gießt: Zwischen 2020 und 2024 hätten die europäischen NATO-Staaten um 105 Prozent mehr Rüstungsgüter importiert als in den fünf Jahren davor. Davon profitieren vor allem die USA: Für US-Rüstungskonzerne war erstmals seit zwei Jahrzehnten Europa der größte Markt.

Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit (2017-2021) von den Nato-Partnern höhere Verteidigungsausgaben gefordert. Bereits 2017 hat die EU-Kommission einen Europäischen Verteidigungsfonds eingerichtet und als Antwort auf die globale Aufrüstung mehr Investitionen in eine europäische Sicherheits- und Verteidigungsunion angekündigt.

Doch der Weg zu einer "echten Europäischen Verteidigungsunion" ist weit. Die Sicherheit Europas werde noch jahrelang von den USA abhängen, sind Analysten überzeugt und die Zeit läuft. Zwischen zwei, drei Monaten und bis zu einem Jahr, geben Analysten dem von Russland überfallenen Staat, ehe die Vorräte an US-Rüstungsgütern erschöpft und die Konsequenzen der entzogenen US-Hilfen drastisch spürbar werden. Im Falle einer russischen Eroberung gilt ein "Fortsetzungskrieg" in Europa zahlreichen Militärexperten als wahrscheinliches Szenario.

Brigadier Dr. Walter Feichtinger, Präsident des Center für Strategische Analysen (CSA), einer unabhängigen Plattform für sicherheitspolitische Themen und viele Jahre Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) an der Landesverteidigungsakademie in Wien, analysiert als Gast bei Barbara Zeithammer in Punkt eins die aktuelle Lage, in der vor allem Unsicherheiten und viele offene Fragen zu dominieren scheinen, und Europas Perspektiven.

Wie immer sind Sie herzlich eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb von Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(a)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer