Pierre Boulez

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Supernova

Ensemble Intercontemporain feiert Pierre Boulez

Erstes Festkonzert in Paris zum Hunderter des großen Komponisten und Dirigenten: zentrale Werke, ein Rückblick zu Debussy sowie und eine Uraufführung von Charlotte Brey (Mitschnitt aus der Pariser Philharmonie vom 6. Jänner 2025)

"Répons": Das ist der französische Begriff für Responsorium, die Wechselrede zwischen Vorsänger und Gemeinde, wie sie in liturgischer Musik verschiedener Religion weit in die Vergangenheit zurückzuverfolgen ist. In seiner Komposition "Répons" nimmt Pierre Boulez das Publikum in doppelter Hinsicht gefangen: Er setzt ein Kammerensemble in die Mitte des Saals und postiert außen herum, jenseits der ringsum aufgestellten Sitzreihen, sechs einzelne Soloinstrumente. Dazu kommen noch Computerklänge und Live-Elektronik für ständig neu geführte "Wechselreden": zwischen Soloinstrumenten und Kammerensemble; innerhalb dieses Ensembles zwischen Instrumentenfamilien, Gruppen und Individuen; zwischen den sechs Soli; zwischen direktem und elektroakustisch nachbearbeitetem Klang. Das ergibt in Summe eine Dreiviertelstunde Musik voller spannender Dialoge, von sprudelndem Überfluss und immer wieder überwältigender Schönheit.

Beinah ist es schon wieder ein halbes Jahrhundert her: Im Jahre 1976 war's, als Pierre Boulez (1925 - 2016) das Ensemble Intercontemporain gegründet hat - tatkräftig unterstützt vom damaligen französischen Kulturminister Michel Guy sowie dem britischen Kunstmanager Nicholas Snowman. Unter der Ägide des großen Komponisten, Dirigenten und Organisators konnte sich das Ensemble Intercontemporain im Nu zu einem der weltweit brillantesten Klangkörper entwickeln, die sich der Musik der Gegenwart verschrieben haben. Und auch wenn Boulez die nominelle Leitung schon 1978 in andere Hände gegeben hat, ist die Beziehung zeit seines Lebens eng geblieben.

So ist es nur recht und billig, wenn das Ensemble Intercontemporain nun auch den Hunderter von Pierre Boulez ein Jahr lang ausgiebig feiert. Am 6. Jänner 2025 bereits hat die famose Vereinigung damit unter Leitung des seit 2023 amtierenden Chefdirigenten Pierre Bleuse begonnen - an ihrem Hauptsitz, der Pariser Philharmonie, und das noch dazu in dessen großem Konzertsaal, passenderweise benannt "Grand Salle Pierre Boulez".

Das Programm ist opulent und konzentriert sich rund um "Répons" auf das Schaffen von Boulez, lauscht aber zugleich zurück in die Vergangenheit, zu Claude Debussys "En blanc et noir". Und, wie könnte es auch anders sein, es präsentiert auch eine Novität: "Comments", geschrieben von der 1982 in New York geborenen Komponistin Charlotte Brey.

Außerdem kehren aus diesem Anlass zwei frühere Mitglieder zum Ensemble zurück, die längst weltweit als Solisten gefeiert werden: der Pianist Pierre-Laurent Aimard und der Cellist Jean-Guihen Queyras.

Service

Ensemble Intercontemporain

Sendereihe

Gestaltung

  • Walter Weidringer

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