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PICTUREDESK.COM/LOOKPHOTOS/CHRISTOPH OLESINSKI
Radiogeschichten Spezial
Der Ö1 Essay: "Versagen". Von Nora Weinelt.
Es liest Eszter Hollosi.
28. März 2025, 11:05
Jemanden einen Versager zu nennen, ist die größtmögliche Beleidigung, denn es bedeutet nicht nur ein Urteil über etwas Misslungenes, sondern meint die ganze Person. Wer versagt hat, hat das eigene Leben verfehlt und ist unfähig, das zu leisten, was allen anderen Menschen scheinbar mühelos gelingt. Neben dem sozialen Urteil, das andere über einen fällen, existiert jedoch auch die Selbstbezichtigung: Ich habe versagt. Doch ab wann man von Versagen spricht, dafür gibt es keine genauen Kriterien.
Die deutsche Literaturwissenschafterin Nora Weinelt zeichnet die Wege nach, über die der aus der Mechanik stammende Begriff des Versagens Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch findet, und zeigt, dass er erst in unserer postmodernen Gesellschaft, in der noch jedes Scheitern nachträglich als Etappe zum Erfolg beschrieben werden muss, seine ganz und gar vernichtende Schlagkraft voll entfaltet.
Service
Nora Weinelt, "Versagen", Matthes & Seitz Verlag
Sendereihe
Gestaltung
- Peter Zimmermann