Der Vogel und der Mensch

25. April 2025, 06:57

"Zweifellos schlafen Schwalben den ganzen Winter. Einige von ihnen scharren sich zusammen und fliegen immerzu umher, dann stürzen sie sich in einem großen Haufen unter Wasser, um auf dem Grund eines Flusses zu ruhen", schrieb der englische Gelehrte Samuel Johnson noch im 18. Jahrhundert.

Wenig später widerlegte Edward Jenner, Wegbereiter der Pockenimpfung, diese Theorie ein für alle Mal mit einem Mauersegler. Er fing ihn und tauchte ihn unter Wasser. Zwei Minuten, dann war der Vogel tot. Dass Mauersegler am Grund eines Flusses überwintern könnten, ist ein tröstlicher Gedanke. Keine tausenden Flugkilometer zwischen uns, wäre die Zeit gekommen, würden sie durch die Wasseroberfläche nach oben brechen. Kein Bangen mehr, ob sie die Reise hierher gut überstehen werden.

Aber dann wäre der Mauersegler auch nicht der Mauersegler, diese 40 Gramm Leben, denen die Gewalt von Wind und Meer nichts anhaben kann, dieser 18 Zentimeter lange Vogel, der ohne zu landen von Afrika hierher fliegen kann und sich dann, kaum angekommen, gut gelaunt über unseren Köpfen Flugspielen widmet.

Im Mittelalter entwickelte sich der Mauersegler zum Kulturfolger. Eine Eigenschaft, die ihm heute nicht unbedingt zugutekommt. Unsere Neigung zu glatten Fassaden setzt ihm zu. In Großbritannien ging die Brutpopulation seit 1995 um 60 Prozent zurück. Gründe dafür sind neben dem Verschwinden von Nistgelegenheiten das dramatische Insektensterben und vermehrte Hitzeperioden.

Auch wenn wir mit leuchtenden Augen in den Himmel schauen, Nistkästen installieren, von unseren Handys Rufe abspielen, um ihn anzulocken, ändert das nichts daran, dass das, was diesem kleinen Vogel mit Superkräften am meisten zusetzt, unser Menschsein hervorgerufen hat.

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