Sound Art: Zeit-Ton

Pionierwerke des Genre Soundscape

Zeitgenössische Musik verstehen. Dietmar Hellmich erhellt zentrale und dezentrale Werke der Musikgeschichte. Legendäre Klangkunst am Gewässer.

Dietmar Hellmich, Komponist und Musikwissenschaftler aus Wien, beleuchtet für "Sound Art: Zeit-Ton" im Kamingespräch mit Rainer Elstner zentrale und dezentrale Werke der Musikgeschichte. Diesmal geht es um das Genre "Soundscape" mit einem Schwerpunkt auf Wasserklängen.

Bill Fontanas "Soundbridge" projizierte 1987 die Klangwelt am Wasser beim Kölner Dom auf den Hafen von San Francisco und umgekehrt. Was den Passanten vor Ort als Verfremdung ihres Lebensraumes erlebbar wurde, konnte man zugleich im Radio von zu Hause aus mitverfolgen.

Luc Ferrari schuf mit "Presque rien" ("Fast nichts") 1967-1970 ein Pionierwerk der Soundscapes. Es wirkt, als würde das Erwachen des Lebens am Meer wie ein akustisches Foto in den Hörraum versetzt - ohne Zutun des Komponisten. Ferrari machte aber nur fast nichts, bei genauem Hören bemerkt man, dass die diversen Elemente der klingenden Umgebung gleich klar und hörbar sind, die Nichtintentionalität John Cages wird also durch Pierre Schaeffers Konzentration auf den aufgenommenen Klang konterkariert.

Wenige Jahre zuvor hatte Henri Pousseur in seiner Wasserlandschaft aus den "Trois Visages de Liège" die aufgenommenen Klänge dezent mit synthetischen ergänzt, ähnlich verfuhr Douglas Lilburn in den akustischen Portraits seiner neuseeländischen Heimat. Der Computer ermöglichte Jean-Claude Risset 1984 in "Sud", die Pole dieser Materialien ineinander übergehen zu lassen, sodass sich zuletzt die Unterschiede von Aufnahme und elektronischem Klang verwischen.

Sendereihe

Gestaltung

  • Dietmar Hellmich