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Radiokolleg
Ferdinand Lassalle - Der sozialistische Dandy (1)
Streitlust und Eitelkeit
12. Mai 2025, 09:30
Ein Mann wie eine Opernfigur: Ferdinand Lassalle - Revolutionär und Salonlöwe - hat ein kurzes, aber furioses Leben gelebt. Im Frühjahr 1825 geboren, stand der streitlustige Theoretiker und Agitator an der Wiege der deutschen Sozialdemokratie: Im Mai 1863 gründete Lassalle zusammen mit einigen Mitstreitern den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" - aus dem ein Jahrzehnt später die SPD hervorgehen sollte, die erste große Massenpartei Europas. 1864 fiel der Arbeiterführer mit der theatralischen Attitüde - nach einer verhängnisvollen Liebesaffäre - im Duell mit einem Nebenbuhler.
Sein Selbstbewusstsein war gebieterisch: Ferdinand Lassalle wird von denen, die ihn kannten, als ebenso charismatisch wie händelsüchtig beschrieben, als begeisternd, brillant, temperamentvoll und selbstgefällig bis an die Grenze zum Größenwahn.
Schon als Gymnasiast begeisterte sich der Sohn einer jüdischen Seidenhändlerfamilie für die Ideen der Französischen Revolution. "Wäre ich als Prinz oder Fu?rst geboren", vertraute der junge Lassalle seinem Tagebuch an, "so wu?rde ich mit Leib und Seele Aristokrat sein. So aber, da ich bloß ein schlichter Bu?rgerssohn bin, werde ich zu gegebener Zeit Demokrat sein."
Und das wurde er - sogar Sozialdemokrat. Unter dem Einfluss der Marxschen Schriften gelangte Lassalle zur Überzeugung, dass die Arbeiterschaft die Zukunft Deutschlands an führender Stelle mitbestimmen würde. Zunächst aber, so Lassalles Einsicht, bedurfte es eines Mannes, der diese Arbeiterschaft organisierte. Der mitreißende Volksredner, beschloss, dieser Mann zu sein.