Ferdinand Lassalle, Holzstich

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Radiokolleg

Ferdinand Lassalle - Der sozialistische Dandy (2)

Hegel, Marx und die Folgen

"Die Philosophie Hegels gab mir alles", bekannte Ferdinand Lassalle, "sie gab mir Klarheit und Selbstbewusstsein." Wie andere "Linkshegelianer" entwickelte sich auch der schlesische Bürgersohn Lassalle unter dem Eindruck der Revolution von 1848, an der er begeistert teilnahm, vom radikalen Republikaner zum Sozialisten.
Lassalle verstand sich nicht nur als Anhänger von Marx und Engels, er entwickelte in den 1850er und 60er-Jahren auch eigene Theorieansätze. Im Gegensatz zu Marx, der an ein "Absterben des Staates" in der "klassenlosen Gesellschaft" glaubte, wies Lassalle dem Staat - genauer: dem demokratischen Nationalstaat - eine zentrale Rolle bei der Schaffung einer humaneren Gesellschaftsordnung zu. Der Staat, so schwebte ihm vor, sollte Produktionsgenossenschaften in großem Stil finanzieren; diese Genossenschaften, im Eigentum der Arbeiterinnen und Arbeiter stehend, würden die kapitalistischen Herrschaftsverhältnisse überwinden. Marx kritisierte diesen Ansatz als "staatssozialistisch".
Das Verhältnis Marx-Lassalle war von starken Ambivalenzen geprägt. Der liberal-konservative Historiker Golo Mann hat die Beziehung der beiden Sozialisten in seiner "Deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" so beschrieben: "Lassalle war nicht bloß materiell, sondern auch geistig unabhängig. Sosehr er Marx bewunderte, blind folgen tat er ihm nicht. Das befremdete Marx, der fu?r die geistige Unabhängigkeit anderer wenig Sinn hatte."

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