
Anatol Bogendorfer
Punkt eins
Kriminelle Jugendliche: Härter durchgreifen oder mehr Prävention?
Kriminelle Jugendliche: Härter durchgreifen oder mehr Prävention? Gast: Dr. Beate Matschnig, Juristin und ehem. Jugendrichterin. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
13. Mai 2025, 13:00
Vergangene Woche fand am Wiener Straflandesgericht ein Prozess statt, der Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat: Zwei jugendliche "Intensivtäter", 14 und 16 Jahre alt, wurden wegen zahlreicher Delikte zu Haftstrafen verurteilt. Einer der beiden hatte bereits vor seiner Strafmündigkeit weit über 100 staatsanwaltschaftliche Vormerkungen, etwa wegen zahlreicher Einbrüche in Autos, Lokale und Geschäfte.
Nun wird darüber diskutiert, wie verhindert werden kann, dass Jugendliche durch sämtliche sozialen und pädagogischen Auffangnetze fallen, sich kriminellen Gruppen anschließen und das "System sprengen". Sollte das Strafmündigkeitsalter herabgesetzt werden? Braucht es mehr Krisenzentren und betreute Wohneinrichtungen? Oder sollte es auch für unter-14-Jährige gefängnisähnliche Einrichtungen geben?
Beate Matschnig war Jugendrichterin, lehrt heute an der Universität Wien im Bereich des Jugendstrafrechts und Strafvollzugs und engagiert sich bei der Sindbad Ombudsstelle, die jungen Menschen einen Mentor, eine Mentorin zur Seite stellt, die dabei helfen, die richtige Ausbildung und einen Ausbildungsplatz in diesem Bereich zu finden. Eine berufliche Perspektive gehört zu den wichtigsten Aspekten der Prävention von Jugendkriminalität.
Dass es in der Prävention großen Nachholbedarf gibt, ist unbestritten: Es fehlt an Unterstützungsangeboten für Eltern, im Kindergarten, in der Schule. Der Zugang zu Psychotherapie ist schwierig, die Wartezeit auf eine Therapieplatz ist lang.
Oder wäre es angesichts junger "Systemsprenger" sinnvoller, dass Strafmündigkeitsalter abzusenken? Würde das junge Menschen abschrecken? Oder hätte es vielmehr die Konsequenz, dass Jugendliche dann im Strafvollzug noch früher und intensiver kriminell sozialisiert werden?
Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit Beate Matschnig und mit Ihnen: Wie denken Sie über den Umgang der Gesellschaft mit jugendlichen Straftätern? Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schicken Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at