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Punkt eins
Was ist (un)menschlich?
Zur Gegenwart eines vielzitierten Begriffs. Gast: Univ.-Prof. Dr. Jürgen Goldstein, Universität Koblenz-Landau. Moderation: Andrea Hauer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
27. Mai 2025, 13:00
"Im Herzen der Moderne macht sich Müdigkeit breit, die globalisierte Welt lässt die von der Aufklärung geforderte Gleichheit aller Menschen zu einer hohlen Formel verkommen", schreibt Jürgen Goldstein, Philosophieprofessor an der Universität Koblenz, in seinem gerade erschienenen Essay "Menschlichkeit".
Gleichheit, Gerechtigkeit, Freiheit - diese Ideale hätten an Glanz verloren, so Goldstein. Der Humanismus, zentrales Motiv der Aufklärung, habe Patina angesetzt, werde allenfalls in Sonntagsreden und zu Gedenktagen "hervorgeholt" oder in den Mund genommen, wenn von "humanitären Katastrophen" die Rede ist. Wer sich offen dazu bekennt und Hilfsbereitschaft einfordert, werde als "Gutmensch" verunglimpft.
Doch wer den Humanismus nicht mehr ernst nimmt, nehme sich selbst nicht mehr ernst, schreibt Jürgen Goldstein. Man nehme sich dann nicht mehr ernst im Anspruch auf Individualität und Eigensinn, auf Gemeinschaftsfähigkeit und Moralität: "Humanismus ist nicht ein beliebiges Ideal der westlichen Welt - es ist ´das´ Ideal."
Was lässt Menschen Menschlichkeit nicht mehr ernst nehmen? Welche Bedingungen brauchen sie, um menschlich sein zu können? Was macht sie brutal? Schützt Bildung vor Rohheit? Was genau gilt es zu verteidigen, wenn man in einer humanen Welt leben möchte? Wie kann man sich dem Antihumanismus entgegenstellen?
Andrea Hauer spricht mit Jürgen Goldstein und mit Ihnen. Reden Sie mit - unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at
Service
Literaturtipp:
Jürgen Goldstein: Menschlichkeit. Vom Plan der Humanisierung der Welt. Fröhliche Wissenschaft 236. Verlag Matthes & Seitz 2025
Sendereihe
Gestaltung
- Andrea Hauer