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Gedanken für den Tag
Bäume
von Petra Nagenkögel, Schriftstellerin
21. Juni 2025, 06:57
"Was sind das für Zeiten, wo / Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist / Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!" heißt es in Bertolt Brechts Gedicht "An die Nachgeborenen" - Brecht schrieb es in den 1930er Jahren im Exil. In unserer Gegenwart, 90 Jahre später, hat ein "Gespräch über Bäume" an Brisanz gewonnen, mehr noch, es scheint - nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen ökologischen Zerstörung - zur Notwendigkeit geworden zu sein, von Bäumen zu sprechen - oder sie selbst sprechen zu lassen. In zeitgenössischen literarischen Texten werden Wälder und Bäume in vielfältigen Zusammenhängen thematisiert; sie tragen Erfahrung und Geheimnis, sie bewahren Geschichte, sie zeugen von Widerstandskraft; der Wald erscheint als Ort kulturellen Gedächtnisses, als Raum, an dem die Erfahrung und Erfassung von Welt sich formt oder auch verändert, als Raum, an dem die subtilen Korrespondenzen alles Lebendigen auf neue Art erfahren werden.
Mit Bezug auf Gedanken und Zitate von Philosoph:innen und Autor:innen (u.a. von Tanja Maljartschuk, Eduardo Kohn, Levin Westermann, Chimamanda NgoziAdichie) geht Petra Nagenkögel, selbst Autorin und Literaturvermittlerin, einigen Betrachtungsweisen von Bäumen in gegenwärtiger Literatur und Kultur nach.