Hochspannungsmast

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Punkt eins

Stromnetz, Hitze und "Hellbrise"

50 Hertz Balance halten: Netzstabilität und Versorgungssicherheit trotz wachsender Herausforderungen. Gäste: DI Gerhard Christiner, Vorstandssprecher und Technischer Vorstand Austrian Power Grid (APG) & DI Dr. Friederich Kupzog, Leiter des Center for Energy am AIT Austrian Institute of Technology. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Ungetrübter Sonnenschein, lebhafter Wind: Gegenwärtig "sprudelt" die Energie aus erneuerbaren Quellen. Kommt es allerdings zu Leistungsspitzen und wird zu wenig Strom verbraucht, wird das komplexe Gleichgewicht gefährdet, das die Stabilität des Netzes garantiert. Immer wieder liest man Schlagzeilen, die vor "zu viel Strom im Netz" und einem Phänomen namens "Hellbrise" warnen. Was hat das zu bedeuten? Und wie steht es um die Strominfrastruktur angesichts der Hitzewelle mit Temperaturen von fast 40 Grad Celsius?

Heut' geht der Wind, morgen vielleicht nicht und im Winter kann sich die Sonne oft tagelang hinter Wolken verstecken: das Angebot an erneuerbaren Energien schwankt stark. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien dezentralisiert zugleich die Stromproduktion; Strom wird an vielen Orten ins Netz gespeist; immer mehr Menschen werden mit privaten PV-Anlagen, Elektroautos und Energiegemeinschaften Teil der Energiewende. Zugleich haben sich die Lebensgewohnheiten verändert, die einst typische Mittagsspitze im Verbrauch gibt es nicht mehr. Kurzum: Die Volatilität nimmt zu, die Anforderungen an das Stromnetz steigen und das heißt: Es wird unter Umständen schwieriger, das essenzielle Gleichgewicht zwischen Einspeisung und Verbrauch zu wahren.

Als in Spanien und Portugal am 28. April der Strom großflächig ausfiel, standen zunächst auch die Erneuerbaren Energien im Verdacht und vor allem in Deutschland wurde diskutiert, ob ein Stromüberschuss zum Blackout führen könnte. Nach knapp zwei Wochen stand fest: ein Umspannwerk hatte eine Störung. Die Debatte damals zeigte auch, dass Begriffe wie "Hellbrise" mit großer Selbstverständlichkeit verwendet werden, obwohl sie weder definiert noch standardisiert sind.

Laut E-Control hat Österreich pro Jahr kaum 30 Minuten Stromausfall; in den meisten Fällen nach Unwettern und Extremwetterereignissen, wenn Leitungen beschädigt werden. Die Versorgungssicherheit ist ausgesprochen hoch: Elektrizität ist in Österreich seit Jahren zu mehr als 99,99 Prozent verfügbar, so die E-Control.

Das Rückgrat der heimischen Stromversorgung ist das Übertragungsnetz des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid APG. Gerhard Christiner, APG-Vorstandssprecher und Technischer Vorstand, gibt Einblicke in die Netzstruktur und die Gefahren ihrer Stabilität, den Werkzeugkasten für drohende Störungsfälle und das komplexe Gleichgewicht der 50 Hertz in ganz Europa sowie aktuelle Projekte. Im April wurden Vorarbeiten zur "Netzverstärkung Ost" gestartet, um vor allem Energie aus PV- und Windkraftanlagen im Osten zu den Großverbrauchern und Pumpspeicherkraftwerken im Westen zu liefern.

Dr. Friederich Kupzog ist seit 1. Jänner Leiter des Center of Energy am AIT Austrian Institute of Technology mit über 300 Mitarbeiter.innen, wo man sich mit Forschung und Entwicklung in Bereichen wie Energieversorgungssystemen, Stadtplanung sowie digitale Transformation auseinandersetzt. Friederich Kupzog wurde an der TU Wien im Bereich Smart Grids promoviert und hat einen guten Überblick über den Forschungstand zu den aktuellen und künftigen Herausforderungen, die mit der Integration der Erneuerbaren Energien und dem Trend zur Elektrifizierung einhergehen.

Was unterscheidet Österreich von Deutschland, wie werden die 50 Hertz "gehalten", wie steht es um Speichermöglichkeiten, Zusammenhänge mit Börsenpreisen und die Netzsicherheit angesichts der Klimakrise, die im aktuell für große Hitze sorgt?

Friederich Kupzog und Gerhard Christiner geben als Gäste bei Barbara Zeithammer Einblicke in die Stromnetzstruktur, die Wege der Elektrizität, die Herausforderungen der Energiewende und die Faszination der Energieforschung im "großen Maßstab" und wie immer sind Sie, unsere Hörerinnen und Hörer, sehr herzlich eingeladen, sich mit Ihren Fragen an dem Gespräch zu beteiligen: unter 0800 22 69 79 kostenfrei aus ganz Österreich und live während der Sendung oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer