Frau mit Kopftuch im Gegenlicht

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Punkt eins

Verschärftes Eherecht

Tu, felix Austria? Was das verschärfte Eherecht ab 1. August bedeutet. Gäste: Univ.-Prof. Dr. Astrid Deixler-Hübner, Universität Wien, Universität Krems, Johannes-Kepler-Universität Linz & Najwa Duzdar, Vorstandsvorsitzende des Vereins Orient Express, Leiterin der Beratungsstelle. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

"Du, glückliches Österreich, heirate" - aber ab übermorgen nicht mehr, und zwar ohne Ausnahme, unter 18 Jahren (Ehen ab 16 Jahren waren bis dato in Österreich mit Sondergenehmigung zulässig) und nicht mehr Verwandte wie Cousin oder Cousine. Die neuen Regelungen sollen für Kinderschutz sorgen, vor Zwangsehen schützen und heimisches Recht an internationale Standards angleichen. Doch ist das der richtige Weg, diese Probleme zu lösen? Wie ist die Rechtslage in anderen Ländern? Hat die Neuregelung Auswirkungen auf Ehen, die im Ausland geschlossen werden? Und gibt es nicht schon seit knapp zehn Jahren ein Verbot von Zwangsverheiratungen?

Laut Statistik Austria sinkt die Zahl der Ehen mit zumindest einem Partner unter 18 Jahren deutlich. Wurden 2015 noch gut 50 solcher Ehen geschlossen, waren es 2023 zehn und im Vorjahr noch sechs. Verwandtenehen haben in der österreichischen Geschichte zwar eine lange Tradition - Stichwort: Sisi und Franz; sie war 16 Jahre alt, er war ihr Cousin - doch aktuelle Daten dazu gibt es nicht, denn über das Verwandtschaftsverhältnis werden keine statistischen Aufzeichnungen geführt. Weltweit sind Verwandtenehen allerdings verbreitet und üblich. Das Verbot von Zwangsehen ist seit 2016 im österreichischen Strafgesetzbuch verankert, doch bei der Beratungsstelle des Vereins Orient Express hat man täglich damit zu tun. Im Vorjahr wurden knapp 80 Fälle von Zwangsheirat dort erfasst, in 35 Fällen war zumindest ein Ehepartner minderjährig.

Wann eine Ehe freiwillig eingegangen wird und wann der Zwang beginnt, lässt sich oft nicht so einfach sagen, berichtet Najwa Duzdar, Leiterin der Orient Express-Beratungsstelle. Orient Express ist ein gemeinnütziger, politisch und konfessionell unabhängiger Verein, der eine Frauenberatungsstelle, Schutzeinrichtungen sowie ein Lernzentrum betreibt und Frauen bei Zwangsheirat und verwandtschaftsbasierter Geschlechtergewalt unterstützt. Aber Cousin-Ehen und Zwangsverheiratungen haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun, sagt Najwa Duzdar.

Die Universitätsprofessorin Astrid Deixler-Hübner ist unter anderem eine ausgewiesene Spezialistin für Familienrecht, sie hat zahlreiche Standardwerke zu diesem Thema verfasst und wurde mehrfach als beratende Expertin bei Gesetzesänderungen beigezogen. Die Debatte um die Anhebung des Mindestheiratsalters - mehrere Reformen waren bis dato gescheitert - verfolgt die Juristin, bis 2024 Vorständin des Instituts für Europäisches und Österreichisches Zivilverfahrensrecht an der Johannes-Kepler-Universität Linz, seit Langem. Zu der aktuellen Debatte hat sie eine klare Meinung.

Über das verschärfte Eherecht in Österreich, Regelungen und Erfahrungen aus anderen Ländern und den Schutz von Mädchen und jungen Frauen diskutieren Univ.-Prof. Dr. Astrid Deixler-Hübner und Najwa Duzdar als Gäste bei Barbara Zeithammer und wie immer sind unsere Hörerinnen und Hörer herzlich eingeladen, sich an dem Gespräch zu beteiligen: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb von Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Service:
Orient Express
Toolbox Opferschutz
Schutz- und Hilfsangebote bei Zwangsheirat, Verschleppung und weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C)

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Gestaltung

  • Barbara Zeithammer