Suneung

8. August 2025, 06:57

Wenn man in Korea über Bildung spricht, kommt man um ein Wort nicht herum: Suneung. So heißt der große landesweite Test zur Universitätsaufnahme - ein einziger Tag im November, der über das Leben junger Menschen entscheiden kann. Bereits Jahre davor beginnt der Wettlauf: Nach der Schule gehen viele Jugendliche nicht etwa nach Hause, sondern in private Nachhilfeschulen, in Hagwons. Bis spät in die Nacht wird so gelernt - manchmal 16 oder 18 Stunden am Tag.

Am Tag des Tests steht das ganze Land still: Flugzeuge dürfen beim Hörverstehen weder starten noch landen. Firmen und Börse öffnen später, um Platz in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu schaffen, damit alle rechtzeitig zu den Prüfungen kommen. Und jedes Jahr sieht man in den Nachrichten Bilder von Polizeiwagen, die zu spät kommende Schüler und Schülerinnen noch rechtzeitig zur Prüfung eskortieren.

Denn wer beim Suneung gut abschneidet, hat eine Chance auf einen Platz an einer der drei Elite-Universitäten - und damit auf einen sicheren und hochbezahlten Job bei einem der großen und bekannten koreanischen Industrieunternehmen oder in der Verwaltung. Doch diese Hochleistungslogik hat eine Kehrseite. Viele Schüler stehen unter enormem Druck, es gibt Berichte von Burnout, psychischen Krisen - sogar Suiziden.

Wir kennen einige koreanische Familien, die heute im Ausland leben, ganz bewusst. Sie wollen ihren Kindern diese Belastung ersparen. Was bleibt, ist die Frage: Wie viel Leistung verträgt ein Mensch? Und was bedeutet Erfolg - wenn er auf Kosten der Seele geht?

Service

Podcast abonnieren

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler

Übersicht

• Österreicherinnen und Österreicher in der Welt