Menschenbilder

Christian Ludwig Attersee zum 85. Geburtstag

Schön wie seine Bilder. Der Universalkünstler Christian Ludwig Attersee

Die Bedeutung der öffentlichen Figur Christian Ludwig Attersee konnte man im vergangenen Mai bei der Vernissage seiner Ausstellung "Sonnendieb" in der Wiener Galerie Hilger erleben - der Galerist, ein persönlicher Freund des Künstlers, verstarb kurz danach. Da war eine bunte Mischung an Publikum zugegen: "Seitenblicke"-Adabeis ebenso wie zahlreiche Künstlerkolleg:innnen, interessierte Kunstbeobachter, Sammlerinnen. Attersee, das zeigte sich wieder einmal, ist als Künstler weit über die engere Szene hinaus ein Attraktor.

Das hat sicher damit zu tun, dass er sich zwar in erster Linie als Maler versteht, darüber hinaus aber auch in zahlreiche andere Felder hineinwirkte und -wirkt: Er betätigte sich als Bühnenbildner, er gestaltete Weinetiketten und Werbeplakate, er schrieb Kurzromane, zeichnete Comics, er ist, trotz beeinträchtigtem Gehör, ein begeisterter Sänger und Musiker. Und er war in seiner Jugend ein herausragender Segelsportler, der dreimal den Staatsmeistertitel erringen konnte - deshalb wählte der als Christian Ludwig geborene das Epitheton ornans ,Attersee' als Namenszusatz, der sich im Lauf der Jahrzehnte bestens zur Markenpflege eignen sollte.

Die Kunst des Christian Ludwig Attersee, der am 28. August 1940 in Bratislava geboren wurde, aber schon als Kleinkind nach Österreich kam - sein Vater war Architekt und hat in der slowakischen Hauptstadt das berühmte ´Manderla`-Hochhaus gebaut - verfügt zwar über zahlreiche Anbindungen an Strömungen wie Pop Art oder den Wiener Aktionismus, geht aber in der Farbgestaltung und in der surrealen Überformung des Realen eigene Wege. Vor allem seine "Gegenstandserfindungen" der 1960er Jahre wie die "Speisekugel" oder das "Attersteck", häufig auch erotisch getönt wie das "Objekt Vagina", wiesen ihn als Solitär aus, der zwar gerne den künstlerischen Austausch suchte (unter anderem in den Happenings unter dem Titel "selten gehörte musik" u. a. mit Dieter Roth und Gerhard Rühm), aber letztendlich sein eigenes Ding machte.

Heute ist Christian Ludwig Attersee ein Elder Statesman jener österreichischen Kunst, die in den 1960er Jahren internationale Entwicklungen aufgriff, das Formen- und Ideenrepertoire aber den nationalen Wunschhorizonten und Traumata anverwandelte. Und er liebt es, damals wie heute, sich im produktiven Akt aus sich selbst hinauszuschleudern: "Das Malen ist für mich eine Art Gesamtkörperorgasmus," hat Attersee einmal gesagt, "das ist meine Befriedigung, mein Glücksmoment."

Gestaltung: Thomas Mießgang und Sabine Aichhorn

Sendereihe

Gestaltung

  • Thomas Mießgang