Ruth Klüger und das Gedenken

10. Oktober 2025, 06:57

Ruth Klügers Facetten sind die einer Studierenden, Bibliothekarin, Autorin, Lyrikerin, Forscherin, Publizistin, Professorin, einer mit zahlreichen Ehrungen und Preisen ausgezeichneten Frau.

Aber sie ist auch eine Zeitzeugin. Eine Zeitzeugin, die sämtlichen Vereinnahmungen und Manipulationen widersteht. Eine, die nie vergessen hat, im Unterschied zu vielen anderen. Eine, die Verklärungen und Aufweichungen jeder Art nicht dulden will. Ihre Erinnerung ist unbestechlich und unkorrumpierbar. Sie ist unbequem und geht hart in die Auseinandersetzung hinein.

Nicht nur das einzelne Individuum, "auch eine Gesellschaft kann Teile ihrer Vergangenheit verdrängen", hält Ruth Klüger in ihrer Rede im österreichischen Parlament anlässlich des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus fest. Und sie ist eine, die sich diesem Verdrängen beinahe körperlich entgegensetzt. Wie sie sich der Vernichtung von Anfang an entgegengesetzt hat.

Dabei kann sie durchaus verstörend und widersprüchlich klingen. Sätze wie "Ich habe Theresienstadt geliebt" schrammen in das Bewusstsein der Lesenden und Zuhörenden. Dabei meint sie allerdings die Tatsache, dass sie dort Kontakte zu Gleichgesinnten gefunden habe, nicht mehr allein gewesen sei wie zuvor. Dabei ist es ihre ureigenste Überlebenskraft der Resilienz, noch in den schrecklichsten Abgründen etwas Licht für sich zu entdecken.

Service

Ruth Klüger: Rede im österreichischen Parlament anlässlich des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus (5. Mai 2011)

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• Alexandra Mantler