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Punkt eins
Satellitenrevolution dank Quantencomputer
Quantenphysik: Revolutionäre Technik aus Österreich und die faszinierende Komplexität unserer Welt. Gast: Univ.-Prof. Dr. Philip Walther, Professor für Physik, Leiter: Quantencomputing und Quanteninformationswissenschaft, Leiter: Christian-Doppler-Labor für Photonisches Quantencomputing, Physikalische Fakultät, Universität Wien. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
4. Dezember 2025, 13:00
Quantencomputer und Künstliche Intelligenz - wenn zwei vielversprechende neue Technologien zusammenkommen, überschlagen sich die positiven wie negativen Erwartungen, wie man in Medienberichten dieser Tage beobachten kann. Was man sich von Quantencomputern im Bereich KI erwarten kann, zeigt heimische Forschung ganz konkret: Der erste Quantencomputer im Weltall stammt von der Uni Wien und hat das Potenzial, die Satellitentechnologie zu revolutionieren. Das wird auch dringend nötig sein.
Ein Leben ohne Satelliten ist heute nicht mehr vorstellbar, ob Internet, TV oder Radiosignale, Navigationssysteme, Klima-, Erd- und Wetterdaten oder Bankomaten - im Orbit kreist ein zentraler Baustein der Infrastruktur. Laut der Europäischen Weltraumagentur (ESA) sind dort derzeit etwa 13.000 Satelliten unterwegs; Weltraumschrott ist ein großes Problem. Und immer mehr Satelliten werden gestartet, auch für die Erdbeobachtung. Umso wichtiger wird es, dass die Geräte schnell, effizient und ressourcenschonend arbeiten und genau das leistet der erste Quantencomputer für das Weltall, den Philip Walther mit seinem Forschungsteam entwickelt hat.
"Als wir vor zwei Jahren das Angebot für einen gratis Platz auf einem Satelliten bekamen, haben wir extrem naiv zugesagt, einen Quantencomputer mitzuschicken", erinnert sich der Professor für Physik an der Uni Wien, und es wurde ein großes "Abenteuer" mit vielen Unbekannten: Niemand konnte die benötigen Bauteile für die Forschungsgruppe herstellen; Weltraummissionen stellen enorme Anforderungen an die Technik; das ursprüngliche Angebot kam nicht zustande.
Philip Walther hat mit seinem Team den photonischen Quantencomputer in Größe einer Schuhschachtel selbst entwickelt und gebaut, in nur 18 Monaten, rein österreichisch finanziert und die entwickelte Technik patentiert. Seit Juni kreist der Quantencomputer auf einem Satelliten um die Erde - und arbeitet einwandfrei, sehr energieeffizient und schnell. Über den technologischen Meilenstein wurde weltweit berichtet.
Wann und ob der Quantencomputer der Zukunft, der alles kann, gebaut wird, ist dabei gar nicht so relevant, meint Philip Walther mit Bezug auf den gegenwärtigen Technologiewettlauf, und vielleicht stellt sich eines Tages heraus, dass man diesen Supercomputer gar nicht braucht. Viel interessanter sind für den Physiker die "unvorhersehbaren Nebenentwicklungen" von innovativen Ideen, die Erkenntnisse, die sich aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Quantencomputern ergeben.
Philip Walther hat mit seinen Arbeiten schon mehrfach dazu beigetragen: 2024 begann er mit einem internationalen Team in einem neuen Präzisionsexperiment, dem Projekt GRAVITES, den Einfluss der Schwerkraft auf das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung zu messen. 2023 gelang es dem Team um Walther in einem Quantensystem die Zeit rückwärts laufen zu lassen.
Über die Quantenphysik, die zwar mysteriös klingt, unseren Alltag und unser Leben aber durchdringt wie kaum eine andere, die Arbeit mit Lichtquanten, den Photonen, unser Verständnis von Technologie, den Reiz der Komplexität und Kreativität in einer Fachrichtung, die gemeinhin als besonders exakt beschrieben wird, spricht Philip Walther in Punkt eins als Gast bei Barbara Zeithammer. Und auch Sie sind wie immer herzlich eingeladen, dem Physiker Ihre Fragen zu stellen: Sie erreichen uns telefonisch live während der Sendung unter 0800 22 69 79 kostenfrei aus ganz Österreich oder schriftlich jederzeit per E-Mail an punkteins(at)orf.at
2025 wurde anlässlich der Bedeutung der Quantenphysik und des 100-Jahr-Jubiläums fundamentaler Erkenntnisse von der UNESCO das Internationale Jahr der Quantenforschung und -technologie ausgerufen. In Punkt eins diskutieren wir heuer immer wieder über historische Höhepunkte, zentrale Konzepte und neueste Quantenforschung aus Österreich, auch um zu zeigen, wie bemerkenswert vielfältig und herausragend die heimische Forschung ist.
