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Punkt eins
Narco-Staaten in Europa?
Drogenhandel und organisiertes Verbrechen in einer globalisierten Welt. Gast: Daniel Brombacher, Director,Europe Observatory, Global Initiative against Transnational Organized Crime. Moderation: Philipp Blom. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
10. Dezember 2025, 13:00
Mit einer neuen Drogen-Strategie will die EU ihre Bürgerinnen und Bürger besser vor illegalen Drogen schützen, ein guter Anlass, einen Blick auf den Drogenhandel zu werfen, in Europa und darüber hinaus. In den vergangenen Jahren hat sich der illegale Drogenhandel radikal verändert und neu aufgestellt. Wo früher hauptsächlich Heroin aus Afghanistan den Weg nach Europa fand, hat sich der Gebrauch von Opiaten stärker zu synthetischen und gefährlicheren Alternativen entwickelt.
Das größte Volumen des interkontinentalen Drogenhandels aber betrifft nicht mehr Opiate oder Cannabis-Produkte, sondern Kokain, das hauptsächlich aus Kolumbien nach Europa kommt. Hier nutzen internationale Drogenhändler die Infrastruktur der globalen Handelsrouten, um ihre Produkte zu transportieren. Bei dem riesigen Volumen der Container in Häfen wie Rotterdam, Antwerpen, Hamburg und Livorno ist es unmöglich, alle ankommenden Waren zu überprüfen und so werden nur Stichproben genommen. Besonders Bananen-Lieferungen sind bei Drogenhändlern beliebt, weil sie wegen der Frische schnell umgeschlagen und weitertransportiert werden müssen.
Das Volumen des an europäischen Häfen beschlagnahmten Kokains hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, von wenigen Tonnen um 2000 auf 419 Tonnen, die 2023 sichergestellt und vernichtet wurden. Gleichzeitig aber haben sich auch die Strukturen der internationalen Kriminalität verändert. Drogen-Kartelle in Südamerika arbeiten mit mafiösen Banden in Europa zusammen, die mit äußerster Brutalität ihr Territorium und ihren Marktanteil verteidigen. Besonders in Belgien und in den Niederlanden ist das inzwischen zu einem gravierenden Problem geworden. Bandenkriege fordern immer wieder Tote, Journalist:innen und Mitglieder von Zoll, Polizei und Justiz werden bedroht und wie in den Niederlanden auch ermordet, Bestechung auf allen Ebenen ist inzwischen an der Tagesordnung - der Markt boomt weiterhin und die beschlagnahmten Drogen stellen nur einen kleinen Teil der gelieferten Mengen dar.
Sind europäische Staaten wie Belgien also auf dem Weg, zu Narco-Staaten zu werden, oder sind sie das bereits? Und was lässt sich tun gegen die Flut der illegalen Substanzen?
Daniel Brombacher ist Direktor des Europe Observatory bei der Global Initiative against Transnational Organized Crime. Im Gespräch mit Philipp Blom schildert er Zustände und Probleme, beschreibt die Organisation und Strukturen der internationalen Kartelle, und spricht auch mit Ihnen über Maßnahmen, die im Kampf gegen Drogen-Kriminalität tatsächlich funktionieren.
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