Radiogeschichten
Brigitte Schwaigers Bericht aus der Psychiatrie
"Fallen lassen". Von Brigitte Schwaiger. Es liest Petra Staduan.
21. Jänner 2026, 11:05
"Pavillon 10, Ebene 2. Gemeinsame Toiletten und gemeinsames Badezimmer für Frauen und Männer." So lapidar lautet der erste Satz von Brigitte Schwaigers Buch. Es erzählt vom Aufenthalt in der Psychiatrie, erzählt vom Alltag, den immergleichen Ritualen. "Fallen lassen" beschönigt nichts. Die Autorin wusste genau, wovon sie schrieb. Daher ist dieser Text auch autobiografisch.
Eines ist all diesen Menschen in der Psychiatrie gemeinsam, das Stigma einer psychischen Erkrankung. Jeder und jede kann davon betroffen sein. Also auch die frühere Beststeller-Autorin Brigitte Schwaiger. Sie sind am Leben, aber sie leben nicht. Brigitte Schwaigers Blick auf die Wiener Psychiatrie ist gnadenlos offen und direkt. Sie beobachtet aber nicht nur die Umwelt, sondern auch sich selbst und die anderen PatientInnen. Brigitte Schwaiger plädiert in diesem Buch vor allem für eine unvoreingenommenere und selbstbewusstere Sicht auf psychische Erkrankungen. Sie plädiert für eine Gesellschaft, deren Umgang mit psychisch kranken Menschen menschlicher und vor allem respektvoller ist.
Sie wollte von diesen Institutionen viel mehr als nur Tabletten, Stricken als Beschäftigungstherapie und verordnete Spaziergänge. "Ich bin in die Psychiatrie gegangen in der Hoffnung, dort sprechen zu können eines Tages. In der Psychiatrie aber ist man krank, sonst wäre man nicht dort
"
Brigitte Schwaiger
1949 in Freistadt (OÖ) geboren. Ihr erster Roman "Wie kommt das Salz ins Meer?" ist ein riesiger Erfolg. An diesen Erfolg kann Brigitte Schwaiger später nicht mehr anschließen. Später machen psychische Erkrankungen das Schreiben zunehmend schwerer. 2006 ist "Fallen lassen" zum ersten Mal erschienen. Am 26. Juli 2010 wird Brigitte Schwaiger in Wien tot aufgefunden.
Service
Fallen lassen, Brigite Schwaiger, Czernin Verlag 2025
Sendereihe
Gestaltung
- Michaela Monschein
