Du holde Kunst

Louise Glücks "Averno"-Zyklus

"Dann trug der dunkle Gott sie fort" - Andrea Clausen liest Ausschnitte aus "Averno" von Louise Glück. Übersetzung: Ulrike Draesner.

Im Zyklus "Averno", benannt nach einem vulkanischen Kratersee nahe Neapel, in dem die alten Römer den Eingang zur Unterwelt vermuteten, trägt die auch als Essayistin hervorgetretene US-amerikanische Dichterin und Literaturnobelpreisträgerin die Persephone-Geschichte in eine zeitlose - und damit dem Mythos entsprechende - Gegenwart. Persephone, die Tochter der Demeter und damit der fruchtbaren Erde und dem Tag zugehörig, fällt dem liebenden Todesgott Hades anheim und wechselt, die Jahreszeiten bildend, zwischen Ober- und Unterwelt. Louise Glück verbindet die Bilder der antiken Vorstellungswelt organisch mit zeitgenössischen Fragen - etwa nach der prekären weiblichen Existenz im Patriarchat, welches das Vor- und Eigenleben der Frau in der Symbiose mit dem Mann auszulöschen trachtet.

Übersetzt wurde "Averno" von der vielfach ausgezeichneten (zuletzt 2025 Christine Lavant Preis!) deutschen Lyrikerin Ulrike Draesner. Diese sagt über Glück, sie ".führt uns mit diesem jungen Mädchen in die Unterwelt. Eigentlich war es lange ein Privileg der männlichen Dichtung, das zu tun, und so reklamiert sie ganz nebenbei sozusagen auch männliche Orte für weibliches Schreiben. für ein Schreiben, das sich nach Körperlichkeit fragt, nach der Verbindung von Schmerz, Gewalt, Machtverhältnissen und unseren Körpern."

Service

Louise Glück, Averno. Gedichte. Aus dem Amerikanischen von Ulrike Draesner. Luchterhand Literaturverlag, München, 2007.

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