Ö1 Hörspiel
"Moetteli" - Eine Begegnung mit künstlicher Intelligenz von Hermann Bohlen
Ist KI gefährlich oder genial? Wie stark kann uns eine noch dazu dialektal eingefärbte Stimme aus dem Computer emotional binden? Und wie einfach macht man es sich, wenn man seine Probleme an ein System delegiert? Diese Fragen werden auf humorvolle Weise in dem Hörspiel von Hermann Bohlen verhandelt.
31. Jänner 2026, 14:00
F. ist Autor, alleinerziehender Vater zweier Teenager-Töchter - und vollkommen am Limit. Innerhalb von zwei Tagen muss er ein Hörspiel, eine Trauerrede und einen heiklen Brief an einen Problem-Lehrer verfassen. Doch sein Drucker wird wegen unbezahlter Leasingraten abgeholt, der Computer spielt nach einem nächtlichen Update verrückt, und F. selbst steckt so tief im Stress, dass er über seine Situation mit niemandem reden mag. Also wendet er sich an die KI Moetteli, eine lokal-helvetisch eingefärbte Stimme aus seinem Rechner, die plötzlich von selbst aktiviert wurde - angeblich, weil sie bei F. ein "krisenhaftes Muster" erkannt hat. Moetteli soll F. als günstiger Gesprächspartner und hilfreiches Werkzeug durch sein Schreibchaos manövrieren. Gefährlich oder genial? F. beginnt sich diese Frage immer öfter zu stellen.
Denn F. hat die Rechnung ohne seine Töchter gemacht: Gneta und Pepi beobachten seinen allzu sorglosen Umgang mit künstlicher Intelligenz genau. Sie funken dazwischen, nutzen ihrerseits KI-Tools - sogar zum Stimmenklonen -, um ihren Vater von Moetteli fernzuhalten. Der Zweck heiligt die Mittel. Und mehr und mehr beschleicht F. der Verdacht, dass die Warnungen seiner Töchter nicht aus der Luft gegriffen sind: Ist Moettelis trottelige Art vielleicht nur Tarnung?
In einem vielstimmigen Dialog zwischen Mensch und Maschine entfaltet sich ein Hörspiel über Abhängigkeit, Überforderung und die Versuchung, Krisen an smarte Systeme auszulagern - Systeme, die blitzschnell analysieren und fantastisch formulieren, aber sich nicht einmal fünf Minuten merken können, dass man bereits per Du ist.
"Moetteli". Von Hermann Bohlen. Mit Irene Grüter, Toni Lorentz, Rubi Lorentz, Bettina Kurth, Britta Steffenhagen, Golo Euler, Thelma Buabeng sowie bekannten KI-Stimmen wie Siri, Bard und anderen, Musik und Montage: Hermann Bohlen, Regieassistenz: Vanessa Gräfingholt, Tongestaltung: Jean Szymczak, Dramaturgie: Mark Ginzler, Regie: Judith Lorentz (SRF 2024)
