Gedanken für den Tag
David Weiss, Schriftsteller, zum 10. Todestag von Umberto Eco
21. Februar 2026, 06:57
Er hat uns niemals den Namen der Rose verraten, die Geschichte der Schönheit und des Hässlichen erzählt, erklärt, wie man mit einem Lachs verreist und über Spiegel und andere Phänomene philosophiert. Die literarische Welt des 2016 verstorbenen italienischen Schriftstellers, Semiotikers und Mediävisten Umberto Eco liest sich heute manchmal wie eine Reise auf die Insel des vorigen Tages. Seine Gedanken und Ideen sind aber niemals zu bloßen Epitaphen erstarrt, sie bleiben mysteriös und geistreich wie die Grabsteine auf dem Friedhof von Prag. Ecos Ideen sind schillernd und überraschend wie die Schelmenstücke seines fiktiven mittelalterlichen Alter Egos Baudolino. Wäre auch das Lachen ein teuflischer Dunst, so bleiben Ecos Ideenreichtum und Esprit ein Orientierungspunkt in nebligen Tagen, hell wie die mysteriöse Flamme der Königin Loana. Eco vereint und versöhnt wie kein anderer Autor die beiden scheinbaren Widersacher Fasching und Fastenzeit.
