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"land grabbing". Die globale Jagd nach Ackerland. Von Christian Brüser
26. Februar 2011, 09:05
Die Weltbevölkerung nimmt zu, fruchtbares Ackerland nimmt weltweit ab. Es versalzt, degeneriert infolge des Klimawandels zu Wüste oder wird verbaut. In den letzten 20 Jahren hat sich die weltweit verfügbare Agrarfläche pro Kopf halbiert. Bis 2050 wird sie sich noch einmal halbieren und das bedeutet: Lebensmittel werden knapp. Seit 2000 übersteigt die Nachfrage nach Getreide fast immer die Ernte. Allein 2009 sind 100 Millionen Menschen zusätzlich zu Hungernden geworden.
Ölstaaten wie Saudi-Arabien, die wenig Agrarland, aber viel Geld haben, leiten eine neue Form des Kolonialismus ein: Sie erwerben oder pachten riesige Ackerflächen in Afrika und Asien. Auch China sichert sich "offshore farmland", denn mehr und mehr Ackerland fällt Industrialisierungsprojekten zum Opfer. In Äthiopien beispielsweise werden nun auf den high-tech-Plantagen ausländischer Investoren Tag für Tag Tonnen herrlich frisches Gemüse geerntet, das innerhalb weniger Stunden auf den Märkten der Golfstaaten landet, während im Land selbst sechs Millionen Menschen unter Hunger und Unterernährung leiden.
Für internationale Investmentfonds bedeutet die Verknappung von Agrarland ein hochprofitables Geschäft. Sie haben Milliarden Dollar eingesammelt, um besonders in Afrika Agrarland zu kaufen. Die Investoren können mit Renditen von 25 bis 30 Prozent rechnen.
Doch die Flächen, die nun verkauft oder für 99 Jahre verpachtet werden, sind selten unbewohnt. Oft haben die Nutzer jedoch keine gültigen Rechtstitel und werden vertrieben. "Wir hatten früher hier unsere Felder und müssen nun wie Sklaven für die Ausländer schuften", klagen äthiopische Bauern. Selbst wenn ihnen die Landrechte zustehen, wie z. B. in Kambodscha, werden sie von einer korrupten Elite aus Politik, Militär und big business mit Gewalt von ihrem Land verjagt (Koproduktion DLF/ORF).