Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Zeiten des Umbruchs - So kommen Sie gut durch die Wechseljahre

Rund um den 50. Geburtstag ist es bei den meisten Frauen soweit: Sie kommen in den Wechsel, medizinisch korrekt Menopause. Die Wechseljahre dauern durchschnittlich zehn Jahre. Etwa ein Drittel aller Frauen leidet während dieser Zeit unter starken körperlichen und psychischen Problemen, ein Drittel spürt nur leichte Symptome und ein weiteres Drittel bleibt beschwerdefrei. Typisch für die Menopause sind Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzrasen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Scheidentrockenheit und Libido-Verlust. Als Ursache ist zum einen ein hormoneller Umbau zu nennen. Die Eierstöcke drosseln nach und nach die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron. Dies erhöht überdies das Risiko für Osteoporose sowie Atherosklerose und den damit verbundenen Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Nicht zuletzt wirkt sich die veränderte Hormonsituation auf Haut und Haare aus - sie werden dünner, schlaffer und trockener. Gleichzeitig mit dem körperlichen Umbau erleben Frauen um die 50 häufig auch auf sozialer Ebene große Veränderungen. Die Kinder sind erwachsen, von zu Hause ausgezogen, die eigenen Eltern alt, gebrechlich und pflegebedürftig. Die viel beschworene Midlife-Crisis fällt zeitlich ziemlich exakt mit dem Beginn der Wechseljahre zusammen. Nicht wenige Frauen haben nun das Gefühl, zum alten Eisen zu gehören, nicht mehr gebraucht zu werden. Umso wichtiger ist es, diese Zeit zu nutzen, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Man sollte sich fragen: Was habe ich bisher in meinem Leben erreicht? Was möchte ich ändern? Und wie will ich den nächsten Lebensabschnitt verbringen? Wenn sich Frauen in ihrer Haut wohl fühlen und sich so nehmen können, wie sie sind, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass auch die Beschwerden des Wechsels nicht so stark ausfallen. Andererseits sollte man allfällige Beschwerden nicht bagatellisieren. Wenn eine Frau stark unter ihren Symptome leidet, sollte man medikamentös eingreifen. Für viele Gynäkologinnen ist die Hormonersatztherapie nach wie vor die erste Wahl. Man weiß mittlerweile, dass das Risiko für Brust-, Gebärmutter- oder Eierstockkrebs bei weitem nicht so hoch ist, wie die Autoren der großen Studien "women's health study" und "women's health initiative" zu Beginn des Jahrtausends postulierten. Nichtsdestotrotz verordnen Frauenärzte Hormone heutzutage viel restriktiver als vor der Publikation der besagten Studien. Risiken und Nutzen werden streng abgewogen und die Hormone so kurz und so niedrig dosiert wie möglich gegeben. Bei leichten Beschwerden eignen sich Präparate aus Soja und Rotklee, Traubensilberkerze oder Mönchspfeffer. Förderlich ist natürlich auch während der Wechseljahre ein gesunder Lebensstil ohne Nikotin, wenig Alkohol, pflanzenbetonter Ernährung und viel Bewegung.

Dieses Mal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit ihren Gästen über die Wechseljahre und wie Frauen diese Zeit weitgehend beschwerdefrei durchleben können.

Eine Sendung von Mag.a Nora Kirchschlager.

Service

Dr.in Sibylle Okresek, Gynäkologin
ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Klinische und Gesundheitspsychologin, Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit

Menopause-Kongress, Wien, Dezember 2015
Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Richtlinie zum Umgang mit der Menopause der Europäischen Menopause- und Andropause-Gesellschaft
Selbst ist die Frau - Wegweiser durch die Wechseljahre (Broschüre des Wiener Programms für Frauengesundheit)
Wechseljahre - Zeit des Umbruchs
Anwendungsempfehlungen zur Hormonsubstitution in Klimakterium und Postmenopause (Deutsche Menopause-Gesellschaft, August 2015)
Hormonersatztherapie ja oder nein?
Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause (Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe 2009)
Häufiger Eierstockkrebs nach Hormontherapie
Mit Pflanzenkraft gegen Hitzewallungen?
Wechseljahre aus der Sicht der TCM
Das Geschäft mit den Wechseljahren
Die große Hormonlüge der Wechseljahre
Tabuthema Wechseljahre
Neue Studie: Wechseljahre - kaum Beschwerden

Sabine Hamm, Ursula Meiners, "Wechseljahre: Abschied und Neubeginn: Was Frauen über Menopause und Klimakterium wissen sollten", Buchverlag für die Frau 2013

Annette Bopp, "Wechseljahre: Den eigenen Weg finden", Verlag Stiftung Warentest 2010

Angela Krogmann, Birgit Frohn, "Wechseljahre - ja natürlich! Sanfte Begleitung mit Heilpflanzen, Yoga, Ernährung, Kneipp-Anwendungen & Co", Mankau Verlag 2013

Sendereihe