Betrifft: Geschichte

Der Bauch der Metropole. Die Lebensmittelversorgung in Wien im 19. Jahrhundert. Mit Maximilian Martsch, Historiker und Stipendiat für das Forschungsprojekt "Feeding the Metropolis" am Internationalen Forschungszentrum für Kulturwissenschaften.
Gestaltung: Isabelle Engels

Heute ist es in unseren Breiten selbstverständlich, dass wir das ganze Jahr über aus einer großen Anzahl von verschiedenen Lebensmitteln auswählen können. Diese Wahlernährung ist aber ein relativ junges Phänomen, das erst im 19. Jahrhundert als Folge der Urbanisierung und Industrialisierung entstand. Zuvor musste man essen, was gerade vorhanden war, und das war oft nicht viel. Zwischen 1800 und 1900 wuchs die Bevölkerung Wiens um das Achtfache. Damit stieß die traditionelle Lebensmittelversorgung an ihre Grenzen. Der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln wurde zur entscheidenden Triebfeder für technische Entwicklungen in der Produktion und dem Transport. So entstanden etwa in Ungarn, der Kornkammer Wiens, Getreidemühlen und in Böhmen Zuckerfabriken. Mit dem Bau der Eisenbahn und den Fortschritten hinsichtlich Kühlung und Konservierung gelangten zunehmend Produkte aus ferneren Ländern in die Hauptstadt und erweiterten die Lebensmittelpalette. Außerdem veränderte sich die soziokulturelle Zusammensetzung der Stadtbevölkerung und das Einkommen stieg an, was wiederum Einfluss auf die Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten hatte.

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