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Durch den Schatten singen

Ruth Margot - 28. März 2025, 15:28

Mein Vater Antonio Corrias war italienischer Partisan und Sarde. Nach dem 2. Weltkrieg bekam er das Kriegsverdienstkreuz, aber als mein Vater versagte er.

Während dem 2. Weltkrieg nahm mein Vaterland 105 000 Soldaten und Partisanen auf und rettete sie vor dem Tod durch die Faschsten. Zuerst plante die Schweiz ein grosses "Conzentrationslager" in Büren an der Aare. Der Plan wurde aufgegeben und die fremden Internierten wurden auf ca. 600 kleinere Lager, meist in Schulhäusern und Sälen der Gasthöfe von Dörfern verteilt.

Am 12. Oktober 1944 bat der Partisan Antonio Corrias am Grenzposten in Brig um Asyl. Er kam einige Wochen später ins kleine Bauerndorf im Emmental, nach Ursenbach.
Antonio begegnete meiner Mutter, die in der Dorfbäckerei das Brot verkaufte.

Hätte meine Mutter den "Orangenen Befehl" von der Schweizerischen Armeeführung befolgt, wäre ich nicht geboren worden.

Nach kurzer Liebe war der Krieg zu Ende, Antono kehrte nach Italien zurück und ich kam am 25.Dezember 1945 von niemandem gewünscht auf die Welt.

Heute bin ich 80 jährig und fühle die Narben der schlimmen Kindheit nach wie vor. Von meinem Vater habe ich aber die wunderbare sardische Stimme geerbt. Sie hat mir zum Überleben geholfen.

Nach längerem Überlegen habe ich als Roman meine Biografie geschrieben:

Ruth Margot
Durch den Schatten singen
Weber-Verlag Thun

Ich hoffe, dass dieses Buch Menschen mit zwei Heimaten zu einer guten Zukunft hilft.

Webseite
http://www.margotmargot.ch

Social Media Seite
https://www.facebook.com/res.margot

Maria schließt ab

J. Mederer - 28. März 2025, 09:50

Literarischer Text über eine wahre Begebenheit.

Maria schließt ab
Die Fenster von innen, die Fensterläden von außen. Verriegelt, nochmals kontroll-gerüttelt. Einen der Fensterläden drückt sie nur fest zu. Den hat eines der Kinder kaputt gemacht, er kann nicht mehr verriegelt werden. Zum Schluss noch die Tür zum Wohnbereich mit dem Riegel innen. Wie jeden Abend schließt Maria den Hof sorgfältig ab.
1945. Gegen Ende des Krieges. Die Alliierten bombardieren Dresden und Berlin. Und trotzdem: Der Endsieg steht vor der Tür. „Wir siegen“, das haben alle im Ohr und glauben daran, die einen mehr, die anderen weniger. Maria und Josef zählen zu den anderen. Das wissen aber nur sie beide. Weder Nachbarn noch Geschwister kennen die Hoffnungen und Gesinnungen der Menschen, die ihnen am nächsten stehen.
Auf Hören des Fremdsenders steht die Todesstrafe.
Ein paar dünne Strähnen verraten, dass unter Marias Kopftuch ihr Haar schwarz ist. Es knistert. Im Ofen. In der Luft. Das Radio. Die letzten trockenen Äste. Die Frage nach dem Endsieg. Maria hat ihre Pantoffel ausgezogen und steht strumpffüßig im Kittel auf dem Diwan. Sie muss sich trotzdem strecken, um ihr Ohr ans Radiogerät zu legen. Weil das Radio steht weit oben, unter dem Kruzifix, im Herrgottswinkel. Vielleicht hilft's. Dass der Endsieg schon vor der Tür steht, sagen alle Stimmen, außer die im Radio. Maria schiebt das Kopftuch auf der rechten Seite hinters Ohr, es ist nun ganz nah am Gerät. So nah, dass sie die Kälte des Metalls spürt. Mit der rechten Hand greift sie nach dem schwarzen Regler. Langsam dreht sie den Daumen nach links, gleichzeitig den Zeigefinger nach rechts, bis sich der Knopf bewegt. Ihre Hand zittert leicht. Das Knistern aus dem Gerät wird lauter. Stück für Stück, Millimeter um Millimeter. Ein Summen; ein Summen das sich zu Flüstern formt, ein Flüstern, das sich schließlich zu Stimmen formt. Stimmen aus London. Verbotene Stimmen, verbotener Fremdsender. Schallwellen bringen Marias Trommelfell zum Schwingen und werden englische Worte in ihrem Kopf. Wenn sie so ans Radio gelehnt dasteht, sieht sie gut zu den beiden Fenstern hin. Ihre reglosen Augen wandern vom rechten zum linken Fenster. Schließlich fixiert sie das linke Fenster – das mit dem lädierten Fensterladen, dem Fensterladen, der nicht geschlossen werden kann. Plötzlich. Der Laden bewegt sich. Maria erstarrt. Zuerst ihre Augen, dann ihr Körper. Der Laden bewegt sich weiter nach außen. Knarrt. Ein Schatten vorm Fenster.
Tock, tock, tock.
Später wird Maria erzählen, dass sie innert Sekundenbruchteilen abgeschlossen hat.
Mit dem Leben.
Mit ihrem.
Mit dem von Josef.
Mit denen ihrer elf Kinder.
Und wieder: Tock, tock, tock.
Er wollte sich etwas ausborgen. Heute kann sie nicht mehr sagen, was es war. Vielleicht ein Brot oder ein Nähgarn oder ein Werkzeug. Es war ein Nachbar. Und das Wichtigste: er war ihnen gut gesinnt.
*
Acht Tage später sind sich auch die Stimmen außerhalb des Radios einig, dass zu diesem Zeitpunkt der Endsieg nur noch in einem Kopf Realität war. Bis auch hier die Stimme zum Flüstern wurde, das Flüstern zum Summen verkümmerte und schließlich für immer verstummte.

Ein Neubeginn

Dr. Silvia Zenta - 27. März 2025, 19:38

Familienzusammenführung

Meine Eltern hatten 1941 geheiratet, meine Mutter lebte während des Krieges in Wien. Nach Kriegsende hatte sie die Gelegenheit, zu meinem Vater nach Knittelfeld zu kommen, wo er nach seiner Heimkehr aus dem Krieg in der englischen Besatzungszone Arbeit gefunden hatte.
Im Oktober 1945 erhielt sie ihren Identitätsausweis, waren doch verschiedene Besatzungszonen zu überschreiten. Sie erinnert sich. " Nach einer Zugfahrt von über 24 Stunden im Güterwaggon, auf Eisenstangen sitzend, erreichten wir Knittelfeld. Mehrmals blieb der Zug stehen, dann wieder wurde der Waggon abgekoppelt und auf einem Nebengeleis abgestellt." Die Kontrolle durch russische Soldaten überstand meine Mutter unbeschadet, eingehüllt in einen unförmigen, pelzgefütterten Herrenmantel und in Begleitung ihres Ehemannes.
(Dieser Mantel -"Stadtpelz" genannt- diente nicht nur meiner Mutter zur Bequemlichkeit, sondern sie transportierte das gute Stück von Wien nach Knittelfeld, wo es seinem Besitzer übergeben wurde.)
Um Mitternacht stiegen meine Eltern aus dem Zug und kamen in der zum Großteil zerbombten Stadt an, in der sie endlich ein gemeisames Leben beginnen konnten.

Mein Großonkel Karl - ein Deserteur

Karl GASSER - Wehrdienstverweigerer - 27. März 2025, 19:11

Cover der Biografie über meinen Großonkel Karl GASSER

Ich bin als Zeitzeuge viel zu jung, habe aber das Leben meines Großonkels Karl GASSER recherchiert und einen Roman (Biografie) verfasst. Er war Deserteur, tauchte während des 2. Weltkrieges unter und hielt sich als Heiratsschwindler, Betrüger und Hochstapler über Wasser. Er schleppte Juden und Nazis gleichfalls. Nach dem Krieg tauchte er unter.

Glückliche Heimkehr aus dem Krieg

Dr. Silvia Zenta - 27. März 2025, 18:51

Heimkehr

Im Frühjahr 1945 kehrte mein Vater aus dem Krieg zurück. Teils zu Fuß schlug er sich von Griechenland über den Balkan nach Kärnten durch und wurde von den Engländern interniert. Er bekam das Angebot, sollte er in der englichen Besatzungszone einen Arbeitsplatz erhalten, so käme er aus der englischen Gefangenschaft frei. Bereits vor seiner Einberufung zur Feldeisenbahn hatte mein Vater als Ingenieur bei der Deutschen Reichsbahn in St. Pölten gearbeitet und daher versuchte er die Berufslaufbahn bei den zukünftigen Österr. Bundesbahnen fortzusetzen. So kam mein Vater nach Knittelfeld und half die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Knittelfeld war bei Bombenangriffen im Februar 1945 fast zur Hälfte zerstört worden.

Flüchtling aus Znaim

Gunda - 27. März 2025, 17:57

Augusta ist als Flüchtling aus Znaim im Haus meiner Großeltern in Hollabrunn aufgenommen (20.7.1945 bis 8.4.1946), so wie russische Offiziere. Sie schreibt meiner Mutter nach Wien, wo diese gerade studiert. Rund 200 Briefe 1945 - 1957 sind erhalten.

5.3.1946

Liebste Nora!

Wieder einmal befinde ich mich in einer verzweifelten Lage! Mein Antrag um die „Alliierte Ausreisebewilligung“ wurde wegen meiner Parteizugehörigkeit am 1.3. abgelehnt und mir sagen gelassen, ich sollte mich dem großen Abtransport der Flüchtlinge anschließen und dann in der amerikanischen Zone aussteigen und zu meinem Mann fahren. Auf solch abenteuerliche Fahrt kann ich mich nun aber nicht einlassen, wer sagt mir, dass ich über Linz komme und dann auch die Möglichkeit habe, dort irgendwo auszusteigen? So kannst Du Dir meine Lage vorstellen; wieder war ich so knapp am Ziel und nun scheiterte hier wieder alles aus diesem Grunde. Ich war mehr als vernichtet und habe alles dann in schlaflosen Nächten erwogen, was da noch zu machen wäre und kam dann nach Beratungen mit Deinen lb. Angehörigen, ebenso mit Dr. Jilly zu dem Entschluss, die Sache vorderhand ruhen zu lassen und um einen Aufschub zur Aufenthaltsbewilligung für Hollabrunn anzusuchen, damit ich wenigstens noch Zeit gewinne und nicht mit dem Transport wegmuss. Dieses Gesuch wurde nun heute Vormittag beim Bezirkshauptmann abgegeben – ich schilderte meine Krankheit, verwies darauf, dass ich noch weiter in ärztlicher Behandlung bin und dass mir jede Veränderung schaden würde, kurzum alles, wie mir Dr. Jilly geraten hat – und so schwebe ich weiter in großer Sorge, wie nun die Erledigung ausfällt. Zur Ruhe komme ich nur auf keinen Fall eher, als bis ich eine Verlängerung bewilligt habe. Zuerst wollte ich zum russischen Kommandanten gehen und persönlich um die Ausreisebewilligung bitten, dann versuchte ich noch das zuerst, um wenn es nicht gelingen sollte, noch dieses letzte offen zu haben. Das sind aber nun meine allerletzten Möglichkeiten, dann bin ich am Ende; halte mir bitte ganz fest die Daumen!
Dabei bekam ich heute nach 23 Tagen endlich ein Schreiben meines Mannes, in Urfahr aufgegeben, worin er mir mitteilt, dass er – vermutlich infolge den gespannten politischen Atmosphäre Bahn und Post in unserem Gebiet eingestellt! – seit Nr. 13 v. 26.1., keine Post mehr von mir bekommen hat; wir sind also somit ganz außer Kontakt geraten, ich schreibe nachher schon Nr. 24, gab dazwischen 2 Telegramme auf und er bekommt nichts. Der heutige Brief von ihm ist vom 24.2.; dazwischen fehlen 5 Briefe heraus, die vielleicht von Wichtigkeit wären. Also Nora, mehr als trostlos! So sehe ich die allernächste Zukunft mehr als schwarz, denn wenn nun die Post versagt, werde ich zum Schluss auch wieder mit meinem Mann entzweit. Ich habe solche Angst in mir, eine große Unruhe, wie nun entschieden wird! So bescheiden bin ich nach all dem wieder geworden, dass ich also schon mit dem bloßen Bleiben in Hollabrunn sagen wir bis Mai, zufrieden wäre, obwohl ich so gerne schon bei meinem Mann wäre, aber nur nicht mit dem Transport wegmüssen, davor zittere ich! Über mir schwebt nun aber das Schwert des Damokles, ein fürchterliches Gefühl!
So habe ich Dir wieder mein Herz ausgeschüttet; weißt Du einen Rat? Da Frau Gürlich zu Dir geht, übersende ich trotz allem meine Schuhe und 20 Zigaretten. Vielleicht könnte sie mir selbe – bereits besohlt! – wieder mitbringen. Wär es möglich? Denn wenn ich rasch wegmüsste, wer weiß ob ich Gelegenheit hätte, sie bei Dir abzuholen? Ich weiß, Du wirst das möglichste in dieser Sache tun, wenn es nicht so rasch geht, dann bleiben die Schuhe halt bei Dir. Noch habe ich eine Galgenfrist und vielleicht bekomme ich doch einen Aufschub. Gott gebe es!
Neuigkeiten gibt es außer der einen, dass der Oberleutnant ohne Verabschiedung!! gestern Abend ins neue Quartier auf Nr. 20 übersiedelte, keine. Ich bin diesmal auch so nicht in Stimmung; aber danke ich Dir noch für die Besorgungen, die Du für mich machtest und bitte besorge das noch mit den Schuhen. Sobald ich die Erledigung habe, verständige ich Dich. Bis dahin liebste Nora, recht herzliche Grüße von
Deiner Gustl.

Flucht nach Tirol

Flucht nach Tirol - 27. März 2025, 14:53

Meine Mutter flüchtet mit zwei Freundinnen vor den Sowjets nach Tirol

Flucht aus Wien vor den sowjetischen Truppen nach Tirol

In meiner Kindheit habe ich oft die Geschichte meiner Mutter gehört, wie sie mit zwei Freundinnen kurz vor Kriegsende vor den sowjetischen Truppen aus Wien geflüchtet sind. Mit dem Fahrrad, meine Mutter Hedi mit dem alten Steyr Waffenrad ihres Vaters, die Fuchspelzstola meiner Großmutter um den Hals. Sie und ihre beste Freundin Annemarie waren Jahrgang 1924, Annemarie Schwester Joschi etwas jünger.

Als sie bei Mauthausen vorbeikamen, sahen sie einen Zug Häftlinge in gestreiften Anzügen. Erschrocken fragten sie bei einer Bäuerin nach, wohin diese ausgemergelten Gestalten unterwegs waren.“ Die gehen ins Gas " war die Antwort. Meine Mutter hat mir glaubhaft versichert, dass dies das erste Mal war, dass sie und ihre Freundinnen von den grauenhaften Vorgängen in den KZs erfahren haben. Man wusste wohl, dass es Konzentrationslager gab, aber man dachte, es seien Straflager für Kriminelle . Die Bewohner der Umgebung eines KZ wussten anscheinend die Wahrheit.

Die Mädel kamen nach Kitzbühel, das von Flüchtlingen völlig überlaufen war. Niemand wollte sie aufnehmen, sie mussten in ein Seitental Richtung Kirchberg ausweichen. Auf einem Bergbauerhof hat man sie schließlich aufgenommen, wir haben in meiner Volksschulzeit auch einen Sommerurlaub dort verbracht. Die „Mam“ , die Bäuerin, hat damals noch gelebt. Meine Mutter hat bis zu deren Tod den Kontakt gehalten.

Sie haben für ihren Aufenthalt bezahlt und mussten sich auch ihr Essen selbst organisieren. Meine Mutter war im Arbeitsdienst auf einem Bauernhof in Griffen in Kärnten, also kam sie auf die Idee, von dort Erdäpfel zu holen. Sie fuhr also mit dem Zug, der auf offener Strecke von Flugzeugen beschossen wurde, während die Passagiere in der Umgebung Deckung suchen mussten, nach Kärnten und kam mit einem Sack Erdäpfel zurück. Sie meinte später dazu, dass es eine lebensgefährliche Aktion gewesen sei, und dass ihr heute so etwas nicht mehr einfallen würde.

Nach der Kapitulation hörten sie, dass sich in der Nähe ein Trupp Soldaten auflöse und sie ihre Ausrüstung verschenken würden. Meine Mutter und Joschi gingen hin und bekamen ein halbes Kalb und Decken. Die Soldaten tauschten von den Bauern Zivilkleidung ein um sich nach Hause abzusetzen. Es dürfte sich um Waffen SS gehandelt haben da meine Mutter etwas von Tätowierungen erzählte.

Im Herbst 1945 kamen sie zurück nach Wien .

Marianne Hruschka geb.1959

1945-1958 Zwei-Personen-Story, Stadt-Land.

PeGe 4749 - 27. März 2025, 11:22

VS NÖ Tag der Fahne

Er: Peter Pipal, Geburtsjahrgang 1947, aufgewachsen bei, mit Großeltern und Eltern in einem Haushalt, Seilerstätte, Wien.
Sie :Georgette Pipal, geb. 1949 Klagenfurt, aufgewachsen in Heimen und Spitäler (Erinnerung, kollektives Topfsitzen) in Wien und NÖ, 1954/56 Adoptivfamilie.
Er: Ein wohlbehütetes, wohlgenährtes, übergewichtiges Kind; die Meinung der abgemagerten Groß-Eltern, man braucht Reserven für alle Fälle.
Sie: 1951 abgenommenes, abgegebenes Besatzungskind (Vater Brite, Mutter Deutsche in Ö.), in Kinderübernahmestelle der Stadt Wien, Lustkandelgasse gelandet; Eltern und Adoption unbekannt; nach später Recherche via Jugendamt Wien 1997 und Rotes Kreuz 2014 Daten zur eigenen Person erhalten.
Er: Als Kind striktes Verbot, wegen Verletzungsgefahr, Gebäuderuinen zu betreten; im Hof Seilerstätte 8 wurde Federball gespielt, im Winter gerodelt, auch im nahen Stadtpark; on top im Wohnhaus wurden Hühner und Hasen gehalten, das Nebenhaus war eine Ruine, im Wohnblock gab es eine Garage für russische USIA Angehörige und private Nutzer. „Die Russen“ waren freundlich zu den Kindern, also keine Furcht. Der Vater Jg.1926, mit 19 aus dem Krieg aus Italien zurückgekehrt, war dann bei einem USIA Betrieb als Kraftfahrer beschäftigt, 1955 nach dem Staatsvertrag wurde der Vater arbeitslos, aber bald wieder bei Straßenbaufirma weiter beschäftigt. Die Frauen, Mutter berufstätig Büro, und Großmutter im Haushalt, waren die fleißigen Seelen der Familie.
Sie: Erlebte das ganze Dorf und Umgebung als Abenteuerspielplatz. Die A.Mutter erzählte, sie sei 1946 mit dem 10jährigen Neffen 50 km zu Fuß gegangen, mit Rucksack und Tasche, um Lebensmittel für die Schwester und ihre Kinder einzuholen. Auffällig, dennoch zum gewohnten Alltag gehörend, Männer mit 1 Bein und Krücken und auch welche mit schwarzen Augenbinden; am Land sowie in der Stadt.
Er: Historisch und real sehr nahe am Geschehen; mit Großvater immer wieder bei Wiederaufbauereignissen live dabei, u.a. Heinrichshof/Opernringhof, Marienbrücke/ Donaukanal; im Belvedere am Staatsvertrag-Tag und Radioübertragung; bei Lieferung der neuen Stephansdom Glocken ebenso viele Menschen unterwegs vorort und positive Stimmung; schulisch ab 1953 sehr gut unterrichtet und informiert, u.a. von Geschichtelehrer Dr.H.Zilk
Sie: „Das große Schweigen“ überall, von allen Seiten, in allen Bereichen, Gemeinde, Schule, Familie,... Verhalten der Menschen war eigenartig, angespannt geheimnisvoll, so empfand sie das, zunehmend interessiert bis neugierig. Antworten gab es keine. In der Schule Fähnchen bastelnd hervorgehoben wurde der 26. Oktober der „Tag der Fahne“, damals noch kein schulfreier Nationalfeiertag.
Mein Mann so wie ich erlebten diese Zeit sehr gemaßregelt sowie geordnet, katholisch sozialisiert; materiell hatten wir wenig, es war dennoch genug.
Ab 2000 aufmerksame Wahrnehmung der historischen Vergangenheit und Gegenwart. Zeitgeschichte ahoi!
„Krieg“ produziert und hinterlässt Geschichten, Schicksale mit Folgen für mehrere Generationen !!

Scho-Ka-Kola

Giorgio, Jahrgang 1943 - 27. März 2025, 00:43

In Bludenz waren französische Besatzungssoldaten, vorwiegend Marokkaner, stationiert. Herr Giorgio aus Bürg bei Bludenz erzählt am Ö1-Telefon von einer schönen Kindheitsüberraschung.

Mit riesiger Eierspeis die Russen ins Haus geladen

Stefan Wiedl, Jahrgang 1945 - 26. März 2025, 15:51

Mit 50 zusammengeschnorrten Eiern und Bergen von Brot, mit Wodka und russischen Sprachkenntnissen hat mein Vater die Russen in unserem Haus empfangen, wie sie am 24. April in Deutsch Wagram eingetroffen sind. Meine Mutter war hochschwanger und sie wurde versteckt am Dachboden. An unserem Haus wurde eine rote Fahne angebracht. Wir hatten wir dann einen Offizier untergebracht, der war Deutschprofessor in Leningrad und der hat sich sehr gut mit meinem Vater verstanden. Der Offizier hat seine Frau und seine Tochter nach Österreich eingeladen, mit ihr bin ich dann gemeinsam zum Geigenunterricht gegangen. Meine Mutter hatte dann sogar eine Hausgeburt mit der Unterstützung eines russischen Sanitätsoffiziers.