Gemeinsam erinnern
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Leben mit Russen im besetzten Haus
Eva Steininger - 9. Mai 2025, 15:14
Im mühsam erbauten Haus der Großmutter war russische Besatzung einquartiert. Mein Vater und meine Mutter waren im Erdgeschoss auf die Wohnküche und auf ein Kabinett zusammengedrängt. Sie waren jung verheiratet, meine Mutter war schwanger. Die Schwiegermutter hat bei ihnen in diesem kleinen Kabinett geschlafen. Dann wurde ich geboren. Es gab in dieser Zeit eine Ausgangssperre, und die Wehen bei meiner Mutter setzten ein, so ab Mitternacht . Ein russischer Soldat, der bei uns im Haus gewohnt hat, ist mit ins Krankenhaus gegangen und links und rechts haben sie meine Mutter gestützt. Am 4. Mai 1947 wurde ich geboren. Wie meine Mutter dann mit mir nach Hause kam als neugeborenes Baby, war in dieser Wohnküche und in diesem kleinen Kabinett mein Vater, seine Mutter, meine Mutter und ich als Baby. Ich muss da noch weiter ausholen. Mein Vater wurde als letztes Kriegsfutter mit 16 Jahren eingezogen und wurde sofort an die russische Front geschickt und war zwei Jahre in einem sibirischen Gefangenenlager. Er kam schwerst traumatisiert zurück und er war wirklich wucki-wucki. Nach heutigen Gesichtspunkten müsste man sagen. dass er in ein Irrenhaus gehört. Er war sehr aggressiv, alkoholabhängig, Kettenraucher, Also eine sehr konfliktbeladene Situation mit engem Wohnraum, mit den Feinden im eigenen Haus. Meine Großmutter konnte nicht aushalten, wie die Russen in ihrem gepflegten Haus sich nicht gepflegt. Sie sind mit dreckigen Schuhen durch das Haus gestapft. Sie hatten ihre russischen Frauen mit. Die haben bei meiner Mutter und Großmutter in unserer Wohnküche gekocht, dann das Geschirr stehen gelassen. Und meine Mutter und meine Großmutter mussten dann saubermachen die Küche. Als Kind habe ich natürlich sehr viel mitbekommen. Beim Film "Maikäfer flieg" von Christine Nöstlinger habe ich einen Flashback nach dem anderen gehabt. Wenn die Russen angefangen haben, Schnaps zu trinken, die waren ja auch traumatisiert und wenn dann Rambazamba im Haus war und Raufereien unter den Russen und mein Vater hatte überhaupt keine Emotionskontrolle gehabt, der ist x mal von den Russen misshandelt worden, weil er den Mund nicht halten konnte oder auch aggressiv reagiert hat. Also es war so Tohuwabohu.
Flüchtlinge aufgepäppelt /Elend russ. Soldaten
Ingeborg Hagg, Jg. 1940 - 9. Mai 2025, 14:17
Meine Mutter hat Unmengen von Flüchtlingen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, aus dem Banat usw. aufgenommen, aufgepäppelt und ihnen gesagt, sie sollen weiter nach Westen fliehen. Viele flüchteten vor der Roten Armee. Wir haben bis zu 30, 40 Flüchtlinge pro Tag gehabt und das hat meine Kindheit sehr sehr geprägt. Ich habe jetzt total die Erinnerung an das alles. An den Mai habe ich eine fast bildliche Erinnerung. Das kann man nicht schildern, es kommt so wie ein Blitzlicht immer wieder zu Tage. Ich bin zum Beispiel mit fünf schon in die Schule gegangen. Ich hatte einen vier Kilometer langen Schulweg. Wir haben den Auftrag gehabt, wenn Spielzeug vom Himmel gefallen ist, das nicht anzugreifen, denn es waren alles kleine Bomben, und es sind Kinder zerfetzt worden. Und ich muss einmal eine Lanze für diese armen, armen Soldaten brechen. Die zum Teil mit 14 Jahren eingerückt sind, meine Mutter umarmt haben und gesagt haben: Mamuschka, Mamuschka. Das Elend dieser Soldaten muss auch einmal geschildert werden, finde ich. Ich hab es nicht verstanden, weil ich zu klein war, aber die russischen Soldaten waren die ärmsten Schweine, die aus dem Krieg gekommen sind.
Ausgemergelte Russen waren zu uns Kindern reizend
Ingeborg Hagg, Jg. 1940 - 9. Mai 2025, 13:58
Neben einem Haus in Wien hatten wir einen festen Wohnsitz in Niederösterreich. 1944 ist meine Mutter mit meiner Schwester und mir auch in diesen Gutshof gezogen, weil wir dort größere Überlebenschancen hatten. Als der Krieg zu Ende war, war das Schlachtfeld nur zehn Kilometer von uns entfernt und die erste Invasion kam direkt über unser Haus, das war furchtbar. Es waren viele Frauen im Haus, weil die Männer alle im Krieg waren. Die Vergewaltiger wurden zum Teil erschossen und nach drei Tagen mit Lastwagen eingesammelt. Jeden Abend kamen mit Lastwagen Russen, die Frauen stürzten in ihre schon vorbereiteten Höhlen im Wald. Wir Kinder waren allein in dem Haus, und diese ausgemergelten Soldaten holten sich im Haus, was sie fanden. Zu uns Kindern waren sie reizend. Sie können sich ja nicht vorstellen, wie sie ausgeschaut haben wir schon wochenlang nur mehr Gras gegessen gehabt, waren natürlich in allen Richtungen ausgehungert. Und das war schrecklich. Einer hat mich einmal unter eine grausliche, stinkende Manteldecke gesteckt, ich dachte, dass ich sterbe. Aber es war alles nur nur nur liebevoll gemeint.
Bereichert durch die Not
Herta Hofstetter, Jg. 1941 - 9. Mai 2025, 11:30
Es ist keine schöne Sache, wie die dunkle Seite mit dem Schwarzhandel gewesen ist in dieser Zeit. Wir waren Kinder, klein noch. Ich bin 41 geboren, meine Schwester 44, und da hat sie etwas Milch gebraucht und etwas Schmalz. Und da ist sie zu Bauern gegangen in der Umgebung, und um eine goldene Uhr hat man von den Bauern dann ein bisschen Milch und ein bisschen Schmalz bekommen. Das ist auch sehr ausgenützt worden. Ich habe es als Kind so erlebt, dass wir natürlich Hunger gehabt haben und es gab einmal Bohnengulasch, einmal Erdäpfelgulasch. Ich habe es nur erlebt, dass ich dann also ein bisschen Milch einmal gehabt habe und einmal ein Schmalzbrot essen konnte. Aber wie gesagt, es war auch eine hässliche Zeit damals in unserer Umgebung. Ob es jetzt überall so war, weiß ich nicht. Aber im Bezirk Baden haben sich die Bauern sehr bereichert.
Vorfall bei einer Theaterprobe - 1947
Vorfall bei einer Theaterprobe mit einem russischen Kommandanten - Februar 1947 - 8. Mai 2025, 16:48
Mein Vater Josef Leitner hat ab 1946 seinen Dienst bei der Zollwache versehen. Im Februar 1947 musste er sich mit einem betrunkenen sowjetischen Offizier auseinandersetzen (Rechtschreibung wie im vorhandenen Original).
Gendarmeriepostenkommando Oberkappel
Bezirk Rohrbach, Oberösterreich
E.Nr. 114/47
Vorfall bei einer Theaterprobe mit einem russ. Komdt.
An das Landesgendarmeriekommando f.d.M. in Urfahr
Oberkappel, am 14. Februar 1947
Bei einer Theaterprobe in Neustift, Gemeinde Rannastift ereignete sich folgender Vorfall. Gegen 20:30 Uhr am 11.2.1947, kam der russ. Kommandant von Neustift in das Gasthaus Wundsam in Neustift in welchem die Personen zur Theaterprobe versammelt waren. Der russ. Kommandant war unbewaffnet und in einem angeheiterten Zustand. Als nach einer Weile der Schuster Franz Kronawitter in Forstödt, Gem.Rannastift auch das Gasthaus betrat wurde er von den russ. Kommandanten kontrolliert. Kronawitter zeigt ihm den Identitätsausweis und mengte sich der Fleischhauergehilfe Karl Wallner in diese Amtshandlung ein und kam dadurch zwischen den Wallner und den russ. Kommandanten ein Wortgefecht zustande.
Währenddessen steckte der russ. Kommandant den Identitätsausweis des Kronawitter zu sich und machte die Bemerkung, sich um ein Gewehr und um Verstärkung nachhause zu gehen um einen Mann erschiessen zu können.
Der russ. Kommandant gab an, von einem Mann ein dummes Schwein genannt worden zu sein. In dieser Zeit entfernte sich der Fleischhauergehilfe Wallner aus dem Gasthaus, da er wie durch Angaben der Versammelten hervorgeht in russ. Sprache einen Ausdruck gebraucht hat, welcher dem russ. Kommandaten in Zorn brachte und ihm zur Herbeiholung von einer Waffe und Verstärkung veranlasste. Kronawitter war nun ohne Ausweis und dachte er sich denselben mit Hilfe des Bürgermeisters am nächsten Tag wieder zurück zu erhalten, wonach er ebenfalls das Gasthaus verließ und den Heimweg antrat.
Nach einer Weile kam der russ. Kommandant mit einem Gewehr, jedoch ohne Verstärkung wieder in das Gasthaus zurück und in seinen angeheiterten Zustand sich des Aussehens des Wallner nicht mehr genau erinnern konnte, befahl er dem Hubert Krenböck, sich auf einen Sessel zu setzen, da er ihn erschiessen wolle.
Der russ. Kommandant ging sodann einige Schritte zurück, richtete die Laufmündung auf Krenböck und lud in dieser Haltung die Waffe durch. In diesem Augenblick konnte Krenböck durch die Tür des Bühnenraumes entfliehen und gab der Kommandant im Saale 2 Schüsse auf den Gang über die Stiege herunter einen Schuss in Richtung des Flüchtenden und zwei Schüsse heraußen im Freien in die Luft ab. Die Schüsse im Saale liegen ungefähr einen Meter über den Fußboden und der im Gang ungefähr 10 cm über der Treppe. Aus diesem Anlass verließen alle Gäste das Gasthaus und es herrschte soweit Ruhe.
Nun kam der russ. Kommandant der Gedanke, der Mann, von dem er den Ausweis hatte, habe ihm den Schimpfnamen gegeben und beschloß nun in die Wohnung des Kronawitter zu gehen und ihm zu erschießen, dies drohte er noch im Beisein mehrerer Personen an und machte sich der Zollbeamte Leitner von der Zollwachabteilung Neustift sofort auf den Wege, um den Kronawitter hievon zu verständigen.
Kaum war Leitner in der Wohnung des Kronawitter, klopfte der russ. Kommandant schon zweimal am Fenster und forderte das Öffnen der Haustüre. Kronawitter packte sofort seine Stiefel und verließ durch eine Hintertür das Haus, während der Zollbeamte Leitner dem Komdt. die Türe öffnete.
Der Kommandant trat mit vorgehaltenem Gewehr ein, zeigte in der Stube den Ausweis des Kronawitter und fragte wo der Mann wäre. Hiezu bemerkte er, dass er auf den Kronawitter warten werde und wenn es 5 Tage dauern sollte.
Der Zollbeamte Leitner verabschiedete sich nach einer Weile und ging mit Kronawitter nach Oberkappel, um am hiesigen Posten die Anzeige zu erstatten. Der Versuch, mit Rohrbach um 1 Uhr nachts zu telefonieren blieb erfolglos und nach Vorsprache bei den russ. Kommandanten von Oberkappel wurde die Amtshandlung auf den 12.2.1947 um 10 Uhr festgesetzt.
Kronawitter war derart in Furcht und Unruhe versetzt und bat sofort mit dem in seinem Hause weilenden russ. Komdt. zu verhandeln, da er sich nicht zurück in sein Haus getraut.
Bein Betreten des Hauses Kronawitter durch den prov. Gend. Peyrl und dem Zollbeamten Leitner, schlief der Kommandant auf dem Otoman und hat das Gewehr im entladenen Zustand an der Mauer stehen. Nach dem erwachen ließ der Kommandant gut mit ihm verhandel, stand auf, gab den Ausweis zurück und verließ mit den 2 Organen das Haus.
M.d.F.d.P. betraut:
Peyrl
prov. Gend.
Harte schicksalshafte Zeiten waren das
Manfred Lagler-regall - 8. Mai 2025, 13:55
Mein Vater erzählt aus seinen Kindheitserinnerungen
Harte schicksalshafte Zeiten waren das
(Ende des 2. Weltkrieges und danach)
Von ihm, also einem starken Mann, will ich nun erzählen. Es war einmal ein junger Mann, der hatte 4 ältere Brüder und kam kurz also ein Jahr vor dem Ende des Großen 2. Weltkrieges auf die Welt. Es ist dies mein leiblicher Vater. Als Kind verbrannte er sich die Hände mit heißem Wasser, und in der Kriegszeit und danach war es schwer für die Familie, in der er aufwuchs, wo sie sich über Orangen oder Mandarinen, die ihnen die Oma aus Wien im Winter schickte, sehr freuten, weil wenig zu essen da war, und die Besatzungsmacht-Soldaten, die Russen, vieles für sich selbst beanspruchten, wie z. Bsp. Kühe und anderes. Als die letzte Kuh aus ihrem Stall von den Russen beschlagnahmt wurde, das war einer der schlimmsten Momente für die Herkunftsfamilie meines Vaters, und er erzählte mir einige Male davon, woran er sich aber nicht gerne erinnere, weil das eine große Enttäuschung war. Und wenn dann beim Milchholen die Milchkanne zu Bruch ging oder auslaufte, dann war das abermals ein trauriges Unglück. Der Vater meines Vaters, also unser Großvater musste sich am Ende des Krieges verstecken, weil er ein Deserteur gewesen ist. Meine Großmutter brachte ihm heimlich das Essen in sein Versteck in Fuchshöhlen und am Dachboden, wo er sich aufhalten konnte. Beinahe hätte ein Sohn ihn verraten, was das Todesurteil hätte sein können, so sagt oder erzählt mir mein Vater hin und wieder davon. 14.12.2022 12:59 08.05.2025 13:38
Webseite
https://manfredlagler.jimdofree.com
Windeln im Wasser der Dampflok gewaschen
Elfriede Högler - 8. Mai 2025, 13:04
Die Erinnerungen spielen von Böhmisch Budweis über Freistadt bis Wien. Bei der Flucht von der Tschechoslowakei nach Österreich haben Frauen, die kleine Kinder im Windelalter hatten , ihre Windeln mit dem Wasser der Dampflok gewaschen . Meine Mutter hatte zwei kleine Kinder und hat mich auf der Flucht geboren in Böhmisch Budweis bei einer Freundin. Und mein Vater war Tierarzt in Mährisch Ostrau und konnte dort nicht weg, weil er dort die Fleischbeschau gemacht hat. Und er hätte natürlich raus können, aber moralisch hat er nicht gewollt. Oder in den Lagern, die dann unterwegs waren, gab es Dreifach-Stockbetten. Die Kinder waren ja alle so krank, haben Blasenentzündung gehabt und es hat von der obersten Matratze dann runter getropft, weil es gab ja nix. Das ganze Geschehen war sehr, sehr schwer auszuhalten.
Ein unerwartetes Geschenk in Zeitungspapier
Fr. Fischer, Jg. 1937 - 8. Mai 2025, 12:08
Frühlingsabend 1945, bei der Tante in Eisenstadt: wir sind alle vor der Tür gestanden und haben gewartet, dass zum ersten Mal wieder die Straßenbeleuchtung eingeschaltet werden soll. Auf einmal ist ein großer Russe, ein Soldat, auf mich zugekommen, hat mich bei der Hand genommen und gesagt, ich soll mitgehen. Ich war ein gutmütiges Kind, bin also mitgegangen. Meine Tante wird wohl einige Tote gestorben sein vor lauter Angst. Dieser Russe hat mich mitgenommen in ein Haus. Ich kann mich noch erinnern, es war ein dunkles Stiegenhaus, aber oben war dann ein großer Tisch, auf dem sind Zeitungsblätter gelegen und viele große dunkle Lebkuchen. Er hat mir ein paar Lebkuchen in Zeitungspapier eingepackt und hat mich wohlbehalten zu meiner Tante wieder zurückgebracht. - Das ist ein Beleg dafür, dass die Russen zwar zu Frauen und Mädchen furchtbar waren, aber Kinder gemocht haben.
Der kinderliebe Russe im Keller
Frau Dwechenberger - 7. Mai 2025, 18:13
Frau Dwechenberger, * 1940, über einen Russen und ihren Bruder
Der russische Kommandant und die Wohnung
Frau Dwechenberger - 7. Mai 2025, 18:11
Frau Dwechenberger, * 1940, über die abesagte Einquartierung