Gemeinsam erinnern

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Wegen eines Fahrrads erschossen

Karl Krenn - 30. März 2025, 12:41

Der Schwager meiner Großmutter war in Russland im Krieg. Er war ein "wilder Hund" und kam nach Kriegsende wieder nach Hause. Als ein russischer Besatzer sein Fahrrad haben wollte, weigerte er sich. Der zweite erschoss ihn.

Musikanten verprügelten stehlende Russen

Reinhard Sitz - 30. März 2025, 12:35

Musikanten verprügelten stehlende Russen und wurden verhaftet, sie hatten Angst, nach Sibirien geschickt zu werden, das passierte dann Gott sei Dank nicht.

Russische Besatzung

Maria Stimpfl, Jahrgang 1934 - 30. März 2025, 12:24

Erinnerung aus der Kindheit unter russischer Besatzung

Meine Mutter hat uns Kinder darauf eingeschworen sofort ins Haus zu laufen und ihr Bescheid zu geben, wenn wir vor dem Haus einen Russen kommen sehen.
Als wir draußen gespielt haben, ist dann tatsächlich ein Russe gekommen. Ich bin sofort ins Haus gelaufen und habe versucht, meine Mutter zu warnen. Sie hatte Angst, mitgenommen zu werden und, unter anderem, zum Schanzen verpflichtet zu werden. In Panik sie hat versucht, sich unter der Bank zu verstecken. Allerdings war der Abstand zwischen Bank und Fußboden zu klein und sie hat nicht ganz reingepasst – ein Teil ihres Körpers hat hervorgeragt. Der Russe war schon im Haus, hat sie erwischt und herausgezogen. Daraufhin wurde sie von ihm mitgenommen.
Sie hat auch uns vier Kinder mit im Schlepptau gehabt und rief uns zu: „Fangt an zu weinen!“. Sie hoffte, dass wir damit Mitleid erregen könnten. Wir folgten ihr, aber einer meiner Brüder war widerspenstig – er hat sich geweigert zu weinen. „Ich weine doch nicht für den Russen!“, sagte er trotzig. Einmal hatte er schon geweint, das reichte ihm. Wir liefen mit unserer Mutter mit, hingen an ihrem Rockzipfel und ließen sie keine Sekunde aus den Augen. Doch dann hatte mein Bruder endgültig keine Lust mehr. „Ich mag nicht mehr. Ich dreh um“, sagte er entschlossen. Ich, als älteste Schwester, wusste, dass das nicht geht. „Du musst mitkommen! Sonst gehst du verloren!“, versuchte ich ihn zu überreden.
Wir folgten unserer Mutter bis in den Nachbarort. Schließlich drehte sich der Russe um, sah, dass wir immer noch nicht von ihr abließen, und schien genervt. Ohne Vorwarnung gab er meiner Mutter einen Stoß, sodass sie fast hinfiel, drehte sich um und ging weg.
So haben wir meine Mutter womöglich vor schlimmeren Folgen gerettet.

Bei der Tante im Burgenland

Herr Pelikan, Jahrgang 1941 - 29. März 2025, 16:53

Ich bin ein Kriegskind, 1941, als Bub bin ich bei der Tante im Burgenland gewesen, weil der Vater war in Gefangenschaft nachher in Amerika, bei den Amerikanern, die Mutter musste das Geschäft leiten. Und sie konnte nur Samstags, Sonntags mich in Eisenstadt, besuchen und es war ein langer Fußweg, weil da gab es keine Zugsverbindungen. Sie musste also ungefähr drei Stunden marschieren, damit sie mich sehen konnte. Das war so die Zeit, bevor ich in die Schule kam. Die Schule in Wien war tipptopp. Aber wissen Sie, die Zeit war hart. Die Mutter musste die Kleider von ihrem Vater verkaufen am Schwarzmarkt, damit wir was zum Essen haben. So war die Situation nach 1945. Ich war an und für sich bei der Tante im Burgenland. Da war es recht lustig und kein Problem. Aber das Problem war dann, das Haus war zerbombt in Wien, sie musste bei ihrer Mutter wohnen, also bei meiner Großmutter. Dann ging die Schule los und da war noch nichts. Die Mutter musste noch Kleider verkaufen. Das weiß ich noch sehr gut, das hat sie mir oft erzählt. Und so ging es dann ein bisschen besser. Ich bin dann bei den Großeltern groß geworden. Der Vater ist aus der Gefangenschaft zurückgekommen. Er hat dann das Geschäft weitergeführt. Und ich hab mich dann entschieden, nach dem Militär in die Schweiz zu gehen.

Nur solange die Affen parieren - NSDAP

Hildegard Stolz - 29. März 2025, 16:32

Mein Vater, der ist desertiert und ist, als der Krieg vorbei war, da habe ich eine Bestätigung vom 30. Mai 1945, dass meinem Vater sind die Fahrten von Großlobming und Umgebung von 10 Kilometer gestattet und das Fahrrad darf nicht beschlagnahmt werden. Und diese Bestätigung ist auf Deutsch und auf Russisch ausgestellt. Und in der Hauptschule haben wir eine Lehrerin gehabt und die hat uns in Geschichte immer recht interessante Sachen erzählt, wie sie als Studentin im Zweiten Weltkrieg, was sie erlebt hat. Und zum Beispiel hat sie gesagt, sie war in einer Studentenbewegung gegen die Nazis und ein Spruch war, was NSDAP heißt: und das heißt "Nur solange die Affen parieren". Also die Geschichte Lehrerin in der Hauptschule, die hat auch gesagt, dass sie im Zweiten Weltkrieg eben sehr wenig zu essen bekommen haben. Da hat sie auch einen Spruch gehabt, der Göring, der war ja ziemlich stark. Und ein Spruch war: "Hering, Hering, dick und fett wie Göring". Im Radio ist dann immer ein Lied gesungen worden, "Stieflein muss sterben, ist noch so jung, jung, jung, Stieflein muss sterben, ist noch so jung. Wenn das der Vater wüsste, dass Stieflein sterben muss, würde er sich kränken bis in den Tod". Und da möchte ich gern wissen, woher dieses Lied kommt.

Bomben unter der Hofburg überlebt

Hans Kretz, Jahrgang 1930 - 29. März 2025, 16:17

Ich habe den Angriff am 12. März, wo die Oper und der Heinrichshof bombardiert wurde, miterlebt. Ich bin in der Hofburg gewesen und hab' die Bescherung gesehen. Aus dem Keller sind wir heraufgekrochen, das Auto von meinem Vater (Mediziner) war schon gestohlen. Wir sind also da hinter der Augustinerrampe heraufgekrochen und haben gesehen den zerstörten Philipphof, der heißt Philipphof, wo das Gedenkmal für die Nazi-Opfer heute noch steht. Und da sind 300 Tote, glaub' ich, begraben, heute noch. Und auf der anderen Seite ist die Oper, abgebrannt. Mehr oder minder. Nur an einer Innenwand, wo man hineinschauen konnte, hang noch unversehrt ein Hitlerbild. Das war schon eigenartig. Dann bin ich beim Heinrichshof vorbeigegangen. Ein Riesenklotz mit Büroräumen und rechts davon das Café. Das hat auch gebrannt. Jedenfalls bin ich mit meinem Vater nach Hause gegangen, um zu schauen, ob noch irgendwas steht. Das hat dann so. Zwei Granattreffer auf der Gartenseite waren zu erkennen. Das war also ein Erlebnis, das man nicht vergisst. Ich hatte vorher Unterkunft in der Hofburg, zwei Stock unter der Erde, wo der Baldur von Schirach, Gauleiter von Wien, seine Residenz hatte. Er ist ein oder zwei Tage später mit dem Rotkreuz-Auto geflüchtet. Ich bin mit meinen Verwandten aus dem Keller herausgekrochen und habe die Bescherung gesehen. Es war ein Eindruck für die Ewigkeit. Irgendwie hat man manchmal Glück gehabt und manchmal auch Pech. Das ganze Fiasko hat sich um diese Zeit abgespielt. Wobei der 12. März war der Tag der Bombardierung. Ein paar Tage später sind die Russen nach Wien gekommen, auch in unser Haus. Sie haben die halbe Gasse abgesperrt, neben der Spanischen Botschaft und anderen. Sie haben sich dort breitgemacht, Zehn Jahre lang haben sie das Haus verwüstet. Mein Vater ist später von den russischen Besatzungsmächten eingeladen worden zu Jausen und essen, wo er dann aus seinem eigenen Geschirr essen durfte von den Russen. Unser Haus war ein kleines Palais. Meine Hasenzucht im Garten gezüchtet, haben die Russen mit Pistolen erschossen und den Garten verwüstet. Es war in der Belvedere Gasse dieser Garten ein wunderschöner Garten. Es bleibt vieles hängen.

Violinspieler im Hof

Charlotte Heinich, Jahrgang 1948 - 29. März 2025, 15:49

Ich wollte erzählen, wie ich etwa im Jahr 1952 einmal bei uns am Fenster in einem Zinshaus im 8. Bezirk gesessen bin. Und im Hof ist ein Violinspieler gekommen. Und der hat so schön gespielt. Ich habe danach gesagt, Mama, ich möchte unbedingt Geige lernen. Also gut, ich habe dann auch wirklich mit sechs Jahren begonnen. Und es war keine großartige Karriere. Aber es war für mich ein prägendes Erlebnis. Dieser Violinspieler, es dürfte ein Symphoniker oder Philharmoniker gewesen sein, die so arm waren nach dem Krieg, dass sie im Hof der Häuser gespielt haben, um ein bisschen Geld zu bekommen. Meine Mutter hat damals ein paar Groschen in ein Beitragspapier eingepackt und hinuntergeworfen in den Hof. Wie manche andere auch. Das war für mich schon ein sehr prägendes Erlebnis. Und als zweites wollte ich erzählen, es ist immer eine Frau gekommen, für mich, eine furchtbar alte Frau. Und sie hat uns einen selbstgemachten Sirup aus Spitzwegerich gebracht. Und das war so gut. Ich war so glücklich und habe auch gesagt, wenn wir was zu essen hatten, das Essen und das Trinken ist sowas Schönes.

In Lumpen für die Russen Klavier gespielt

Gloria Rosner, Jahrgang 1950 - 29. März 2025, 15:30

Wir haben unten ein Klavier gehabt, das haben wir immer noch. Und die Schwiegermutter, da war die Urgroßmutter noch da, hat gesagt, wenn die Russen kommen und wenn die Klavier sehen, die wollen Mulatschak machen und Rambazamba spielen und so. Und dann haben sie das Klavier mit Matratzen zugepackt. Und beim Nachbarn hat es aber auch Klavier gegeben. Die waren aber nicht so clever, die Russen sind auch drauf gekommen, dass es beim Nachbarn Klavier gibt. Und dann hat die Omi, sie war Musikerin, die hat perfekt Klavier gespielt, und der russische Offizier, er ist gekommen und hat perfekt Deutsch gesprochen und hat gesagt, er ist in Wien, das ist Stadt der Musik und er möchte mit Musik begrüßt werden. Und unser Klavier war mit Matratzen zugebunkert und Oma hat gesagt, du musst dich ganz schiach anziehen, weil die sind vielleicht grauslich und furchtbar und so. Und dann hat die Omi alte Lumpen angezogen, ein Kopftuch umgebunden, und dann sind sie zum Nachbarn gegangen und da hat die Omi dann beim Nachbarn aufgespielt. Es hat sie niemand berührt und niemand hat irgendwas gemacht, obwohl sie damals eine sehr hübsche, blühende, schöne junge Frau war.

Russischer Offizier rettete Philharmoniker

Gloria Rosner, Jahrgang 1950 - 29. März 2025, 15:15

Ja, nachdem alle so über die Russen schimpfen und was die für schreckliche Sachen angerichtet haben, kann ich berichten: wir wohnten im 13. Bezirk, die Russen sind über den Lainzer Tiergarten gekommen, durchgebrochen, und sind die auch auf Straße runter marschiert, und sind dann in die Häuser geströmt und haben halt Quartiere gesucht für ihre Offiziere, oder was auch immer. Und so haben wir einen russischen Offizier einquartiert bekommen im Haus. Und mein Schwiegervater war Philharmoniker, und ist natürlich auch von der Oper bis in den 13. Bezirk immer zu Fuß gegangen, weil manchmal nach der Probe keine Straßenbahn gefahren ist. Und einmal wurde er verhaftet, bzw. die Russen haben alle wehrfähigen, gesunden Männer eingesammelt und nach Russland abtransportiert. Und eines Tages kommt der Schwiegervater nicht nach Hause, und meine Omi, meine Schwiegermutter, sagt, mein Gott, mein Gott, wo ist Karl, wo ist Karl? Und dieser russische Offizier hat einen Jeep beordert mit einem Fahrer und sie haben alle Bahnhöfe in Wien abgeklappert und haben nach dem Vater gesucht, also nach dem Karl. Und irgendwo, ich weiß nicht welcher Bahnhof das war, jedenfalls der Zug war schon so abfahrtsbereit und dieser Offizier schreit, halt, halt, warte noch ein bisschen, auf Russisch. Und dann haben sie gerufen Karli, Karli, Karli. Und irgendwo aus einem letzten Viehwagon hat der gesagt, ja, da bin ich, da bin ich. Und so haben sie den Schwiegervater von einem Transport nach Russland gerettet und das war eben dieser russische Offizier, der mit Vornamen Vasili geheißen hat. Und es war auch die Familie sehr dankbar, dass er im Haus gewohnt hat, weil er immer von dem Offizierscasino Lebensmittel gebracht hat und dadurch hat die Familie auch mit überlebt und er hat mit der Familie mitgegessen und hat die Familie mit Lebensmitteln versorgt.

Von Manila zurück nach Wien 1959

Ruth Steiner, Jahrgang 1944 - 29. März 2025, 14:51

Bin in Manila geboren, meine Eltern sind 1938 aus Wien geflüchtet auf die Philippinen, weil das war eines der Länder, die jüdische Flüchtlinge aufgenommen haben. Meine Eltern haben nie mit uns Kindern über die Situation in Wien gesprochen. Ich bin als 15-Jährige ins Internat nach Wien gekommen und habe das dann erst kennengelernt, was sich in Österreich abgespielt hat. Habe in Wien Jus studiert und habe mich sehr mit dem Thema auseinandergesetzt. Beschäftige mich mit dem jüdisch-christlichen Dialog und gehe auch in Schulen. Mein Vater hat immer gesagt, alle Österreicher sind Nazis und ich muss damit leben lernen.

Webseite
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Steiner