Besatzungsmächte

Vorfall bei einer Theaterprobe - 1947

Von: Vorfall bei einer Theaterprobe mit einem russischen Kommandanten - Februar 1947 | 8. Mai 2025, 16:48

Mein Vater Josef Leitner hat ab 1946 seinen Dienst bei der Zollwache versehen. Im Februar 1947 musste er sich mit einem betrunkenen sowjetischen Offizier auseinandersetzen (Rechtschreibung wie im vorhandenen Original).

Gendarmeriepostenkommando Oberkappel
Bezirk Rohrbach, Oberösterreich
E.Nr. 114/47

Vorfall bei einer Theaterprobe mit einem russ. Komdt.

An das Landesgendarmeriekommando f.d.M. in Urfahr

Oberkappel, am 14. Februar 1947

Bei einer Theaterprobe in Neustift, Gemeinde Rannastift ereignete sich folgender Vorfall. Gegen 20:30 Uhr am 11.2.1947, kam der russ. Kommandant von Neustift in das Gasthaus Wundsam in Neustift in welchem die Personen zur Theaterprobe versammelt waren. Der russ. Kommandant war unbewaffnet und in einem angeheiterten Zustand. Als nach einer Weile der Schuster Franz Kronawitter in Forstödt, Gem.Rannastift auch das Gasthaus betrat wurde er von den russ. Kommandanten kontrolliert. Kronawitter zeigt ihm den Identitätsausweis und mengte sich der Fleischhauergehilfe Karl Wallner in diese Amtshandlung ein und kam dadurch zwischen den Wallner und den russ. Kommandanten ein Wortgefecht zustande.

Währenddessen steckte der russ. Kommandant den Identitätsausweis des Kronawitter zu sich und machte die Bemerkung, sich um ein Gewehr und um Verstärkung nachhause zu gehen um einen Mann erschiessen zu können.

Der russ. Kommandant gab an, von einem Mann ein dummes Schwein genannt worden zu sein. In dieser Zeit entfernte sich der Fleischhauergehilfe Wallner aus dem Gasthaus, da er wie durch Angaben der Versammelten hervorgeht in russ. Sprache einen Ausdruck gebraucht hat, welcher dem russ. Kommandaten in Zorn brachte und ihm zur Herbeiholung von einer Waffe und Verstärkung veranlasste. Kronawitter war nun ohne Ausweis und dachte er sich denselben mit Hilfe des Bürgermeisters am nächsten Tag wieder zurück zu erhalten, wonach er ebenfalls das Gasthaus verließ und den Heimweg antrat.
Nach einer Weile kam der russ. Kommandant mit einem Gewehr, jedoch ohne Verstärkung wieder in das Gasthaus zurück und in seinen angeheiterten Zustand sich des Aussehens des Wallner nicht mehr genau erinnern konnte, befahl er dem Hubert Krenböck, sich auf einen Sessel zu setzen, da er ihn erschiessen wolle.

Der russ. Kommandant ging sodann einige Schritte zurück, richtete die Laufmündung auf Krenböck und lud in dieser Haltung die Waffe durch. In diesem Augenblick konnte Krenböck durch die Tür des Bühnenraumes entfliehen und gab der Kommandant im Saale 2 Schüsse auf den Gang über die Stiege herunter einen Schuss in Richtung des Flüchtenden und zwei Schüsse heraußen im Freien in die Luft ab. Die Schüsse im Saale liegen ungefähr einen Meter über den Fußboden und der im Gang ungefähr 10 cm über der Treppe. Aus diesem Anlass verließen alle Gäste das Gasthaus und es herrschte soweit Ruhe.

Nun kam der russ. Kommandant der Gedanke, der Mann, von dem er den Ausweis hatte, habe ihm den Schimpfnamen gegeben und beschloß nun in die Wohnung des Kronawitter zu gehen und ihm zu erschießen, dies drohte er noch im Beisein mehrerer Personen an und machte sich der Zollbeamte Leitner von der Zollwachabteilung Neustift sofort auf den Wege, um den Kronawitter hievon zu verständigen.

Kaum war Leitner in der Wohnung des Kronawitter, klopfte der russ. Kommandant schon zweimal am Fenster und forderte das Öffnen der Haustüre. Kronawitter packte sofort seine Stiefel und verließ durch eine Hintertür das Haus, während der Zollbeamte Leitner dem Komdt. die Türe öffnete.

Der Kommandant trat mit vorgehaltenem Gewehr ein, zeigte in der Stube den Ausweis des Kronawitter und fragte wo der Mann wäre. Hiezu bemerkte er, dass er auf den Kronawitter warten werde und wenn es 5 Tage dauern sollte.

Der Zollbeamte Leitner verabschiedete sich nach einer Weile und ging mit Kronawitter nach Oberkappel, um am hiesigen Posten die Anzeige zu erstatten. Der Versuch, mit Rohrbach um 1 Uhr nachts zu telefonieren blieb erfolglos und nach Vorsprache bei den russ. Kommandanten von Oberkappel wurde die Amtshandlung auf den 12.2.1947 um 10 Uhr festgesetzt.

Kronawitter war derart in Furcht und Unruhe versetzt und bat sofort mit dem in seinem Hause weilenden russ. Komdt. zu verhandeln, da er sich nicht zurück in sein Haus getraut.

Bein Betreten des Hauses Kronawitter durch den prov. Gend. Peyrl und dem Zollbeamten Leitner, schlief der Kommandant auf dem Otoman und hat das Gewehr im entladenen Zustand an der Mauer stehen. Nach dem erwachen ließ der Kommandant gut mit ihm verhandel, stand auf, gab den Ausweis zurück und verließ mit den 2 Organen das Haus.

M.d.F.d.P. betraut:
Peyrl
prov. Gend.

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