Schule und Ausbildung
Kindheit
Von: Frau Beck, Jg. 1945 | 17. Juni 2025, 17:02
Wir wohnten in einem alten, stillgelegten Bauernhof in Melk. Meine Tante Loli, die im Obergeschoss wohnte und deren Ehemann noch in Russland verschollen war und erst nach einigen Jahren Kriegsgefangenschaft heimkehrte, wurde ausquartiert und musste in der Wohnung meiner Eltern aufgenommen werden. Meine Mutter war entsetzt. Drei kleine Kinder, hochschwanger und schon die Russen im Haus. Letztendlich war die Beschaffung im Haus entscheidend für den Familie. Ein Kapital
mit. Frau Nina bezog das Obergeschoss.
Nina sprach perfekt Deutsch und konnte sich gut mit der Familie unterhalten. Der Herr Capitan - Er wurde immer nur Capitan genannt - war sehr beschäftigt und viel abwesend. Es kam bald der Zeitpunkt der Niederkunft.
Zu dieser Zeit waren viele Flüchtlinge in unserem Garten und. Und auch in der Küche unterwegs. Sie machten Station bei uns und wickelten ihre Kinder frisch und zogen wieder weiter. Ungarische Soldaten waren in unserem Garten und viele russische. In diesem Umfeld ein Kind zur Welt zu bringen, war eine große Herausforderung. Aber Herr Capitan fand Hilfe und stellte Wachen auf, dass das Kind in Ruhe das Licht der Welt erblicken durfte.
Am 27. Juni 45 um 10:00 Uhr war ich Margarethe Maria geboren und im Vier-Mäderl-Haus aufgenommen. der Herr Capitano gratulierte meiner Mutter mit einem Krug Wein und den Worten:
"Du Mama trinken tun". Was meine Mutter freundlich ablehnte, aber der Kapital bekräftigte: "In Russland ist das so". Nina hatte ab jetzt eine große Aufgabe. Ihre ganze freie Zeit verbrachte sie in der Wohnung meiner Eltern und legte mich stundenlang auf ihren Knien.
Es war zwar nicht immer so harmonisch. Einmal wollte uns Nina vor randalierenden Russen in Schutz nehmen. Diese warfen sie an die Tür, die in Trümmer ging. Ihr Kommentar: "Ach Mensch, euch helfe ich nicht mehr". Nach mehreren Monaten mussten Nina und der Capitan weiter ins 15 Kilometer entfernte Roggendorf ziehen. Mehrere Wochen kam der Offizier Pol später, der auch Nina immer mit Essen versorgt und brachte mir mit Pferd geritten
einen Liter Milch.
Der größte Wunsch von Nina war: Wenn Grete groß ist, möchte ich sie sehen. Dieser Wunsch konnte leider nicht erfüllt werden. Ich hätte Nina auch gerne kennengelernt. Vor einiger Zeit hörte ich einen Bericht, wonach nur 40 % der im Juni 45 geborenen Kinder überlebten. Als ich 14 Tage alt war, fuhr unsere sehr geliebte Tante Loli, meine Taufpatin, mit dem Kinderwagen von Spielberg nach Melk - das sind drei Kilometer - zur Taufe. Zum Kriegsende war die Administration wahrscheinlich auch gestört. So passiert es, dass meine Geburtsstadt mit dem 27. Juli registriert wurde. Erst 1951, zu meiner Schul-Einschreibung bemerkte meine Mutter diesen Fehler.
Die Korrektur musste mit zwei Zeugen beglaubigt werden.
Der Standesbeamte meinte:
Die Mutter wird halt nicht wissen, wann ihr Kind geboren wurde. Laut Taufschein wäre ich schon vor der Geburt getauft worden.
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