Gartenportrait: Der Mühlbachgarten in Maxglan
Von: Marion Mangeng | 30. April 2020, 12:44
Oase – Vielfalt – Treffpunkt.
Am Mühlbach im Salzburger Stadtteil Maxglan liegt ein Naturparadies, das für Fauna, Flora und den Menschen ein einzigartiges Rückzugs- und Erholungsgebiet ist.
Für die „Stadtplanung Salzburg“ ist bei der Entwicklung eines Stadtgartens besonders der Aspekt der Gemeinschaftsbildung und Partizipation ein großes Anliegen. Der Mühlbachgarten konnte nach einer längeren Anlaufphase 2015 verwirklicht werden. Zudem gelang es, im Mühlbachgarten einem gesamtheitlichen Anspruch gerecht zu werden, der sowohl soziale, gestalterische als auch ökologische Gesichtspunkte miteinander verknüpft.
Gefördert von der Stadt Salzburg und in der Gründungsphase vom Verein „blattform: eine stadt, ein garten“ begleitet, wurden auf einer Gartenfläche von 500 m2 Instandsetzungs-arbeiten wie das Abfräsen der Beetflächen, das Aufstellen der Gartenhütte und die Errichtung des Brunnens durch das Gartenamt der Stadt Salzburg umgesetzt. Alle weiteren Errichtungsarbeiten wurden als partizipatives, gemeinschaftlich organisiertes und geführtes Projekt von den Gärtner*innen selbst ausgeführt. Die konstant anfallenden gemeinschaftlichen Gartenarbeiten werden von fünf Arbeitsgruppen (Rasenmähen, Staudenpflege inklusive Mähen beim Zaun, Kompostgruppe, Hüttengruppe, Handwerksgruppe) ausgeführt.
(O-Ton Mag. phil. Marion Mangeng)
Beete, Weiden, ein Tomatenhaus, ein Bohnentipi und Bienenstöcke
Im Herzen dieser Naturoase steht ein bogenförmig angelegtes Beet mit vier Einzelbeeten und vier Kräuterecken. Zudem gibt es 16 Einzel- und fünf Hochbeete, wo eine große Gemüse- und Obstvielfalt gedeiht und auch kontinuierlich Futter für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, etc. wächst. Wir haben auch ein Tomatenhaus und ein Bohnentipi für die 22 Gärtner*innen und ihren Anhang gebaut. Zahlreiche Beerensträucher und blühende Stauden umrahmen den Garten, der organisch in die große Wildblumen-, Wildkräuter- und Streuobstwiese übergeht. Dort stehen auch die Bienenstöcke, für die der Mühlbachgarten Bienenpatenschaften übernahm.
Vergangenes Wochenende gab es im Garten ein faszinierendes Ereignis zu beobachten. Eine alte Königin ist mit ihren Arbeiterinnen aus einem unserer Bienenstöcke ausgeschwärmt, und sie haben sich alle direkt im Rosenbogen über dem Gartentor versammelt. Der betreuende Imker kam und hat den Schwarm wieder eingefangen. Wir konnten ihm bei dieser Gelegenheit bei der Arbeit zusehen und ihm viele Fragen über die Insekten in unserem Garten stellen. Solche Ereignisse motivieren dazu, sich intensiver mit diesen beeindruckenden Tieren auseinander zu setzen. Der Naturwissenschaftler Michael Ohl schreibt in seinem Buch „Stachel und Staat. Eine leidenschaftliche Naturgeschichte von Bienen, Wespen und Ameisen“:
„Rund 20 000 Bienenarten sind weltweit bekannt, aber der Großteil unseres Wissens über Bienen geht auf das Konto einer einzigen Art, der Honigbiene. Trotz dieser großen Bienenvielfalt, von denen nur wenige sozial wie die Honigbiene leben, sind Bienen biologisch gesehen im Grunde recht einfach zu charakterisieren. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie alle Blütenbesucher und sammeln Nektar und Pollen für ihre Larven. Im Detail allerdings offenbaren sich hier artspezifische Besonderheiten und vielfältige Anpassungen, die verblüffend sind, sodass man sich hüten sollte, in der so populären Honigbiene einen repräsentativen Vertreter der Bienenvielfalt zu sehen.“ (Michael Ohl. Stachel und Staat. Eine leidenschaftliche Naturgeschichte von Bienen, Wespen und Ameisen. München: Droemer Verlag 2018, S. 14) „Insekten und Blüten haben eine lange gemeinsame Geschichte, die geprägt ist von gegenseitiger Beeinflussung und Veränderung.“ (Michael Ohl. Stachel und Staat. Eine leidenschaftliche Naturgeschichte von Bienen, Wespen und Ameisen. München: Droemer Verlag 2018, S. 151) „Während soziale Faltenwespen überwiegend aus Holzfasern und Wespenspeichel hergestelltes Pappmachée verwenden, bestehen die Zellenwände der Honigbienen aus Wachs. Zudem sind die Bienenzellen von einer schier unglaublichen Präzision, von der die Wespen weit entfernt sind. Diese Genauigkeit in der Konstruktion der Zellen hat Insektenforscher und Imker seit jeher beeindruckt.“ (Michael Ohl. Stachel und Staat. Eine leidenschaftliche Naturgeschichte von Bienen, Wespen und Ameisen. München: Droemer Verlag 2018, S. 206)
Aus diesem Grund haben wir in unserem Garten auch Nützlingshotels und Igelbehausungen, die ebenfalls dazu dienen, die bestehende Tiervielfalt (u. a. Specht, Bussard, Eisvogel) zu hegen.
(O-Ton Dr. phil. Nadja Maria Lobner)
Wir haben einen Brunnen, sammeln aber auch Regenwasser in zwei großen Tonnen. Um Beete mit frisch gemähtem Rasen.
Für ausreichend Schatten fürs gemütliche Zusammensitzen an Hitzetagen haben wir die beschatteten Seiten der Gartenhütte und einen großen Sonnenschirm. Außerhalb des Gartens haben wir eine Baumgruppe und junge Obstbäume, die uns Schatten spenden.
(O-Ton Anaïs Mangeng, 11 Jahre)
In sechs Kompostkisten wird die Kompostierung in verschiedenen Entwicklungsstadien vollzogen. Jedes Jahr wird Brennesseljauche angesetzt. Unsere Prämisse ist, naturnah zu gärtnern, also keinen chemischen Dünger, keine Insektizide und Pestizide zu verwenden, sondern rein natürliche Mittel.
(O-Ton Mag. phil. Marion Mangeng)
Der Mühlbachgarten ist ein abgeschlossener Bereich innerhalb eines öffentlich zugänglichen, kleinen Naherholungsgebietes mit einer Baumgruppe und einer Fussballwiese als Spielmöglichkeit für Kinder.
Biologisches, sorgsames und ökologisch nachhaltiges Anbauen von Obst und Gemüse ist die Grundidee, die die Gärtnerinnen des Mühlbachgartens leidenschaftlich vereint. Gerne zeigen wir Besucherinnen unseren Schatz.
(O-Ton Anaïs Mangeng, 11 Jahre)
28. April 2020
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