Frauen, Mütter, Kinder, Heimkehrer

Eine schwere Zeit

Von: Frau Ertö, Jg. 1939 | 26. Juni 2025, 15:05

Ich war in Graz St. Peter, hab eineinhalb Stunden in die Schule gehabt. Wir haben schlechtes Schuhwerk gehabt, die Mädchen haben damals noch keine langen Hosen gehabt, man hat viel Kälte gelitten. Und in der Gasse oder Straße, in der ich war, war kein Schneepflug und nix und im Winter war man schon arm als Kind.
Und mein Vater ist erst nach dem Krieg im Herbst heimgekommen. Der ist im 38er Jahr eingerückt und ist erst dann heimgekommen. Er war einmal dazwischen zu Hause und ist mit Uniform gekommen. Aber da habe ich als Kind, ich war Einzelkind, habe Angst vor der Uniform gehabt anscheinend.
Ich hab ihn geliebt, er war schon ein super Mensch. Und es ist halt so, dass wenn immer die Heimkehrer heim gekommen sind nach Graz am Bahnhof, da sind die Frauen angeschrieben worden. Da haben sie eine Verständigung gekriegt, dass ihre Männer heimkommen und meine Mutter ist mit mir immer am Bahnhof fahren mit dem Fahrrad und der Vati war halt nie dabei, sie hat auch keine Verständigung gehabt, aber hat immer gehofft, er komm und kommt ja, dann hat sie geweint und dann hab ich halt auch geweint, ich hab nicht gewusst, warum. Es war auch für die Frauen damals furchtbar.
Können Sie sich daran erinnern, wie er zurückgekommen ist?
Ja, abgemagert, schlecht ausgeschaut. Und dann haben Sie müssen Schutt räumen in Graz in der Stadt, für das, dass sie vom Krieg zurückgekommen sind, von den bombardierten Wohnhäusern.
Von meiner Schulfreundin der Vater ist beim Schutt Räumen dann plötzlich verunglückt. Und das war für uns alle so furchtbar. Vom Krieg ist er heimgekommen und dann. Ja.
Meine Mutti hat müssen Einsatz arbeiten, das war noch, bevor mein Vater heimgekommen ist, ist sie zu den Bauern helfen oder Dachdecken gegangen. Die Frauen waren überall im Einsatz. Und da haben sie uns Kinder mitgenommen. Weil am Abend sie haben ein warmes Essen gekriegt und wir Kinder haben dürfen eine Suppe oder so mitessen. Das war schon was Großes. Oder Ernteeinsatz: da waren wir auf einem großen Feld, mehrere Kinder, weil die Mütter gearbeitet haben, und dann sind die Tiefflieger nach Graz rein geflogen und dann haben sie geschossen. Dann hat´s geheißen: Kinder, hinein unter den Wagen und dann sind wir alle unterhalb rein, und wie die drüber waren, sind wir raus und haben weitergespielt. Also meine Mutti ist mit dem Radl Einsatz gefahren, wieder heimgekommen, Tote bergen und so.. Ja, und ich war halt allein zu Hause und bin immer von Radio gesessen und wenn es geheißen hat, Flug über Graz, das war noch im Krieg. Nach dem Krieg haben die Frauen müssen überall arbeiten und Schutt arbeiten und Alles haben sie müssen. Überall anpacken. Wenn sie bei Bauern gearbeitet haben, haben wir Kinder was zum Mitessen gekriegt, das war schon was. Wir haben nicht viel was gehabt, ein Stück Brot und einen Apfel, das war schon was, aber ein warmes Essen am Abend, das war ganz was Tolles, oder ein Schluck gute Milch. Drum ist man in meinem Alter auch kritisch, wenn was weggeworfen wird. Das ist nicht meins.

Umgebungskarte "Frauen, Mütter, Kinder"

Übersicht:
Frauen, Mütter, Kinder, Heimkehrer

Bundesland:
Steiermark

Übersicht:
Gemeinsam erinnern