Ein kostbares Stück Metaliteratur
Von: Georg Schneider, Wien | 4. April 2023, 17:21
Rezension von „Die Ereignisse auf der Poroth-Farm“ von T.E.D. Klein.
1972 in einer amerikanischen Zeitschrift erschienen, wurde der Text 2022 erstmals auf Deutsch im Wandler Verlag herausgebracht. Und ich bin überrascht, da es nicht einfach eine phantastische Novelle ist, sondern ein kostbares Stück Metaliteratur. Der Erzähler ist nämlich ein Kenner der phantastischen Literatur. So erfährt man beim Lesen fast auf jeder zweiten Seite etwas über ein Werk dieser Gattung, das der Ich-Erzähler mit den Schilderungen der Ereignisse auf der titelgebenden Poroth-Farm verknüpft. Die Referenzen in der Form von Tagebucheinträgen dienen ihm quasi als Schutzschild vor dem Hintergrund seiner erlebten Realität. Doch am Schluss verläuft die Tinte und er flüchtet – die Grenzen der Wirklichkeit haben sich aufgelöst. Ein Spiel mit Literatur und einer Erzähl-Realität, die sich als so grauenhaft herausstellt, dass der Erzähler sie nicht zu schildern vermag. Nach Joseph Sheridan Le Fanu, M. R. James, H. P. Lovecraft, Shirley Jackson, um nur einige zu nennen, ist es verdammt harte Arbeit, eine gute phantastische Geschichte zu schreiben. Und T.E.D. Klein ist dies gelungen! Erfährt der Leser am Ende, was der Erzähler erlebte, warum er flüchtete? Spielt das eine Rolle?
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