Literatur
09 von 19 / 7 Gedichte
Von: Jörg Zemmler | 12. Mai 2020, 10:54
Es geht um zwei.
Was sie tun.
Was sie fühlen.
Es geht um zwei.
Es geht um mehr.
die bassgitarren
die elektrische bassgitarre silbrig schimmernd blau
schenkte ich dir verstärker dazu schwarz kabel rot gurt aus leder gelb
gleich ging es los lautstärkeregler auf anschlag schüchtern schlugest du
eine saite an und donner war die antwort des lautsprechers unglaublich stark
bald später hatten wir von allem zwei und spielten duo tagelang und nächte durch
wogen uns im dröhnen und wie eingepackt in watte vergassen alles auch uns im rausch
ein jahr später brachte uns ein herbsttag
zwei verzerrerpedale als wir sie angeschlossen hatten
die saiten angeschlagen stellten wir die gitarren an die verstärker
hockten uns gegenüber hin sahen uns an stumm es dröhnte ohne unser zutun weiter
unser lächeln eingefrohren kinderaugen
wenn wir wussten dass es gut werden wird
kurz innehalten die vorfreude
konnten das konnten wir
das konnten wir
immer schon
bedenken
wir bedachten dachten nach von
kreuzung schornstein mut gemütlichkeit
frieden und befriedigung
entzweiung zweisamkeit und
einsamkeit zu zweit das waren wir
und später nur mehr eine silbe
einzig und allein wie pfeile
nein wie pfeil und blick und zeit
und pferd und hund und angst und
furcht und axt und mund und mund
und mund und mund
und mond der mond
so treffend zielgenau
und luft und flut und nuss und
kuss und kuss und kuss und kuss
und pech und glück und haus
und licht und hass und durst
und brust und hals und haar
und bauch und arm und fuss
und sex und wir und wort
und wort und wort und ort
und du und ich und du
das schönste wort von allen
du
eigenschaftswörter
zum einschlafen lasen wir uns
eigenschaftswörter vor bis einer
innehielt versuchte es zu sein
in mimik siebentausend und
mehr waren es viele mussten
wir nachschlagen manche nacht
endete im morgengrauen
ruhe und sturm
reichte uns das dasein
vergassen wir es ruhelos
im rastlosen trieb bis
es wieder still war
so ging es immer auf
und ab und hin und her
buchstaben
buchstaben die dir gut zu gesicht standen
waren o und k und m und s
wie ich dein gesicht dann mochte
wie du etwas lispeltest ein bisschen absicht
mehr für mich und du sagtest sag
bitte d und nocheinmal und nocheinmal
das feine zungenschnalzen an meinem gaumen
machte dich an
sammeln
wir sammelten die kleinsten steine die wir finden konnten
wir sammelten tote insekten legten sie ein gaben ihnen namen
wir sammelten zigarettenstummel bierflaschen bemalten sie bunt
wir sammelten unsere und anderer rechnungen und kassabons
am liebsten waren uns die kübel voll belegen neben bargeldbehebungsmaschinen
als wir nicht verstanden
eines tages lasen wir
es gäbe teilchen
aus licht
verzweifelt
schlossen wir uns im
keller ein
wie konnte
das sein wir verstanden
es nicht
telefonierten
nach dem krankenhaus
sagten wir bräuchten
wen der es uns
erklärte ungedingt
schnell und dringend
wieder einmal
holten sie uns ab
es geschah uns
nichts weiter
helfen konnten
sie uns
nicht
seitdem lasen
wir keine
zeitungen
mehr
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