Wir Waren Oben
Von: Musger/Ruland/Velikovský | 29. Mai 2019, 21:18
Musger/Ruland/Velikovský (A/D/CZ)
Jura Musger - Stimme, Text
Johannes Ruland - Schlagwerk, Websynth
Jakub Velikovský - Bass, Ukulele, Produktion
Aus dem Dunstkreis des DJM hervorgegangen müssen Musger/Ruland/Velikovský sich mit der musikalischen Interpretation spannender Lyrik auseinandersetzen.
Zur Zeit beschäftigen sie sich zwar vorrangig mit der Vertonung von Texten Erich Mühsams, für den Ruf des einzigen Kultursenders im deutschsprachigen Weltraum nach einem würdevollen Beitrag zum Thema des beliebtesten irdischen Trabanten nahmen sie sich Zeit, Lust und Lebensenergie, um diesem nachzukommen.
Warum ist das nicht nur bedenklich sondern auch hörenswert? Einerseits bestimmt wegen der musikalischen Heterogenität der Musizierenden, deren Ursprünge trotz ausgefeilter Täuschung doch deutlich dem Sprechgesang der späten 1990er, sowie Rock, Punk und Jazz zuzuordnen sind. Andererseits wohl aufgrund der Tatsache, dass genannte Referenzen im erstmals mit Hilfe von Websynthesizer und modernster Studiotechnik ausproduzierten Werk zur Unkenntlichkeit ausgefuchst versteckt sind.
Text:
stell dir vor
du bist ein Visionär
des bewegten Bilds, nimmst es dir heraus
im Titel Homer
und das Ding funktioniert
und viele so yeah, wer
hätte gedacht,
dass es so überzeugend wirkt
stell dir vor, ungefähr
morgens um vier
stehen vier Typen in Anzügen
vor deiner Tür
und würden sich gerne
unterhalten mit dir,
weil dein außergewöhnliches Talent
benötigt wird
die Kommunisten haben uns schon einmal überholt
noch einmal darf das nicht passier'n
das willst doch auch du sicher als echter Patriot
und nicht, dass jemand deine Tochter entführt
das ist ziemlich überzeugend
genau wie das Budget
mit dem es auch gelingt den Fake
ziemlich zügig zu drehen
du schießt zwar nicht on location
doch das Ergebnis lässt sich sehen
auch wenn‘s bitter ist,
dass drunter keine Credits stehen
und stell dir dich vor, auf der Spitze deiner Zehen
stehst du aufgeregt vor'm Fernsehapparat
dir bleibt der Mund offen stehen zu pro Sekunde 30 Frames
als du erkennst es ist nicht dein Material
wir waren oben, zumindest ein paar
sehen wir halb, voll, neu, seh‘n wir nicht nur schwarz
ja wir waren einmal oben
wo fliegen wir als nächstes hin?
wo fliegen wir als nächstes hin?
wir stell‘n uns nicht nur vor,
dass wir Tag für Tag verarscht werden
wir wissen, dass wir nach Strich
und Faden verarscht werden
von Verbrechern und Wohlmeinenden
von Spaßvögeln und Stabsstellen
just for the lulz
doch auch für viele Milliarden
verhöhnen wir nicht leichtfertig
Verschwörungstheorien
wir wissen nur zu gut
dass es Verschwörungen gibt
manche sind banal, doch
and‘re starten tödliche Kriege
manche werden enttarnt, doch
von manchen hören wir nie
deshalb halte ich es auch für durchaus plausibel
dass vorgesorgt war für den Fall dass sie verglühen
aber wie genial ist erst dass sie nicht verglüht sind
es gibt keinen Grund ihnen das zu verübeln
denn der Mond fasziniert uns
schon, seit es uns gibt
seit wir den Blick nach oben richten
beobachten wir ihn
und berechnen die Beobachtungen
sodass sie zu Theorien werden und schließlich
zu Astronomie
also lasst uns jetzt nicht hinter Kopernikus zurückfallen
zumal wir wissen, dass nicht wirklich der Mond scheint
sondern die Sonne durch ihn um die wir Kreise ziehen
und nicht sie um eine hohle Scheibe
wir waren mal oben, doch zumindest ein paar
wollen jetzt wieder hinter dem Mond leben, da sehe ich schwarz
wir waren mal oben, doch
so fliegen wir nirgendwo mehr hin
so fliegen wir nirgendwo mehr hin
klar kann ich mir vorstellen
dass auf der dunklen Seite
Schergen des Dritten Reichs
einen Bunker betreiben
das schau ich mir an,
das ist gute Unterhaltung
aber lasst uns Geschichte von
Geschichten unterscheiden
immer kritisch bleiben gleichzeitig
den Anspruch verteidigen
Erkenntnis zu erreichen
und nicht nur Vorurteile
zu bestätigen, machen wir es
uns nicht zu leicht
weiter beobachten
weiter beschreiben
errichten wir eine Basis auf seiner Oberfläche
weil noch unendlich viel zu erforschen ist
streben wir weiter nach Wissen ohne je zu vergessen
Wissen ist stets provisorisch
drum denken manche das Pendel
schwinge von Seite zu Seite
es ginge auf und nieder
so wie die Gezeiten
zwischen hoher Dekadenz
und tiefer Barbarei
doch ich denke dass immer
auch ein bisschen was bleibt
denn uns‘re Suche nach Wahrheit ist überhaupt nicht steril
wie Sand oder Staub der seit Jahrtausenden liegt
es zieht uns hinaus, hinauf, das ist nicht graue Theorie
alles was uns die Welt erschließt ist auch Poesie
darum/wir war‘n (wir) schon oben und wenn wir es wagen
sehen wir halb – voll – neu im Schwarzen
wir waren schon oben
schon fliegen wir noch ein Stück
schon fliegen wir noch ein Stück weiter
da capo
https://www.youtube.com/watch?v=9B61s2O5diU
https://www.wuk.at/decapitated-jizz-massacre/
https://www.facebook.com/DecapitatedJizzMassacre/
Übersicht:
Rap The Moon!