Frauen, Mütter, Kinder, Besatzungsmächte

Erste Begegnung mit einem schwarzen Menschen

Von: Franz Rüdisser, Jahrgang 1940 | 22. April 2025, 01:31

Es waren ein paar Wochen vor meinem fünften Geburtstag. Da hatten die Franzosen, die Marokkaner Hohenems erreicht. Eine ganze Reihe von Panzern kam durch die Bahnhofstraße herunter. Plötzlich wurden die Panzerhauben nach oben geschoben. Die Köpfe von Soldaten zeigten sich, winkten, zeigten, wir sollten herankommen. Einige mutige Buben aus der Nachbarschaft kletterten auf die gegenüberliegende Gartenmauer. Und die Soldaten gaben ihnen dann etwas, ich weiß nicht mehr, waren es Kekse, war es Schokolade? Und zum Schrecken meiner Mutter rannte ich selber auch los. Kletterte auf diese Gartenmauer, streckte meine Hand aus und ich weiß es heute noch, plötzlich ein lautes Gerassel. Die Panzerhauben schlossen sich wieder. Ich rannte so schnell ich konnte zurück in unseren Keller.

Aber Tage später habe ich dann doch noch etwas bekommen. Meine Mutter hat nach mir gerufen, ich solle heimkommen es ,wird dunkel, und sie haben mich gesucht, aber nicht gefunden. Sie kam wahrscheinlich fast in Panik. Die Marokkaner hatten in der Nähe unseres Hauses ein Lager aufgeschlagen. Meine Mutter, nahm allen Mut zusammen und ging in dieses Lager hinein, und dort fand sie mich. Ich saß auf den Knien eines großen, dicken Schwarzen, und der hat mich gefüttert.

Was ich zu essen bekam, weiß ich nicht mehr. Aber Erinnerungen an diesen großen, dicken, schwarzen Mann, die sind sehr lebendig geblieben. Es war wahrscheinlich auch meine allererste Begegnung mit einem richtig schwarzen Menschen. Eine schöne Erinnerung.

Umgebungskarte "Frauen, Mütter, Kinder"

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Bundesland:
Vorarlberg

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