Besatzungsmächte , Familiengeschichten
Verschwundene Russen im Wechselgebiet
Von: Michael Romirer | 25. Juni 2025, 13:59
Ich komme aus Vorau, und weiter oben auf der Alm haben wir Verwandte, die haben nichts gehabt und die haben die ganze Zeit in den 60er und 70er Jahren nur von dem erzählt und auch jetzt auch mein Vater am Schluss, da hat er dann unglaublich schöne Dinge und auch nicht ganz schöne Dinge erzählt. Bei uns im Wechsel Gebiet, da sind ja so viele russische Soldaten verschwunden und mein Vater, der hat mir dann Dinge erzählt ja wie das wirklich war oder seine Wahrnehmung oder sein Wissen. Und das ist, ja glaube ich, auch hochbrisant noch immer, weil das waren Morde, da hat man Leute verschwinden lassen, eingraben irgendwo und so.
Und zwar, weil da hab ich den Zettel, das ist vielleicht eines der haarsträubendsten Erzählungen. Das waren im Hochwechselgebiet, Seppling-Karndorf; da sind die Russen plündern gekommen, mehrere und die haben sich da aufgeteilt bei den Bauern und bei dem Seppling-Karndorf haben sich die Bauern dann getroffen, weil er war der der höchstgelegene Bauernhof, am nächsten da am Wald und ausgesetzt, denn die vorrückenden Russen, die haben sie dann umgebracht. Und einer war dabei, der war ganz stark rothaarig und den haben sie fast nicht ermorden können. Der hat sich furchtbar gewehrt, den haben sie Haare ausgerissen und die haben mit einer Kette um die Augen geschlagen. Und da haben sie ihn dann mit einer Hacke erschlagen und im Misthaufen dort eingegraben.
Ich habe ja jetzt eine Stunde überlegt, ob ich anrufen soll oder nicht. Das sind viele solche Dinge und hier so ich kenn ja die Almgegend, es ist ja so, der Staat war ja weit weg. Die haben hier sich alles selbst organisieren müssen, da hat es keine Straßen hin gegeben, keine Wege, und das ist eine sehr verschworene Gesellschaft, die Nachbarschaftshilfe usw. und ist sehr groß geschrieben und die waren ja auch nicht zimperlich, die haben ja furchtbar gehaust, gelebt, zum Teil Leute, die haben ja nicht einmal Socken gehabt, das hab ich als Kind noch gesehen, der hat da seine Stiefel gehabt und der hat irgendwelche Fetzen herum und auch im Schuh irgendwelche alte Fetzen umgewickelt und mit die ist er reingeschlüpft und ist gegangen. Das waren so ganz, ganz, ganz urtümliche, einfache religiöse Leute, sehr arbeitsam, fleißig, sehr gute Handwerker, haben sich alles selbst gemacht, Haus selbst gebaut, aus nix eigentlich. Und dann, nach dem Krieg, ist es auch viel Glump herum gelegen, da haben sie den ganzen militärischen Schrott irgendwie verwertet. Der eine hat sich einen Traktor zusammengebaut und was weiß ich. Und mit den Gewehren sind sie dann wildern gegangen, dann haben sie endlich ein Gewehr gehabt, das ordentlich gegangen ist, hat er gesagt usw.
Mein Vater hat irgendwo auch da so diese Barrieren fallen lassen, im hohen Alter und. Und hat einfach erzählt, dass ja, da sind zwei Russen sind ermordet worden, also bei dieser Hofstelle. Also er gibt in dem Kontext ja auch an, es waren wesentlich mehr, da gibt es ein Wirtshaus in Kleinschlag, da war der Wirt, da gab es diese Durchreiche aus der Küche hinaus ins Gastzimmer, ein Fenster, das Hungerloch, und der hat dort herausgeschossen und hat auch welche umgebracht, die Frauen vergewaltigen wollten.
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