Literatur

Weltenwertewende Teil 9

Von: Dr. Ingeborg Wressnig | 19. Mai 2020, 13:30

"Die Weltenwertewende." Ein Corona Tagebuch.

"Vom Lachen zum Weinen und wieder zurück."

"Wenn die Sucht nach dem „Paradies“ krank macht, kann das Bessere schnell zum Feind des Guten werden".

5.Mai


Wir sind wieder für euch da : Wer für wen genau?
Die Grazer Innenstadt, für die Besucher.
Armani : Lehren aus der Krise ziehen. Geld sparen und mit „Weniger“ besser auskommen. Auf Produkte setzen, die es auch wert sind. Weise Worte eines alten Herrn.

Kommunikationskrisenmanagement ist angesagt. „Freiwilligkeit“ ist das Gebot.

Die Verteidigung der Demokratie entflammt. Ein Tauziehen um die App zur Verfolgung von Corona Infektionen ist voll im Gange. Sie muss konform mit den europäischen Datenschutzregeln sein. Frankreich will eine eigene „Corona Warn App“. Sie lieben die US Konzerne nicht. Der Schutz der Privatsphären ist durch diese nicht genug gesichert.

. Millionen Menschen akzeptieren bedenkenlos Cookies. Und Werbetracking am Smartphone, nutzen Navigationsdienste, geben ihre Bewegungsprofile preis, nehmen ungelesene Geschäftsbedingungen zu Kenntnis, fürchten sich aber vor einer Corona App, vor dem Überwachungsstaat.

Die Erderwärmung pausiert, trotz Viruskrise nicht. Für Menschen wie mich, war es noch vor kurzer Zeit ein Trost in der tristen Zeit. Die gute Luft stoppte meinen Hustenreiz.
Die Zerstörung des Amazonaswaldes hat nicht nachgelassen. Einmal ausgestoßen bleiben Co2 Molekühle mehrere hundert Jahre in der Atmosphäre ehe sie wieder von Ozeanen oder Wäldern absorbiert werden. Von einer globalen Abkühlung kann keine Rede sein. Der Klimawandel legt keine Pause ein.

Krise als Chance hat wieder Konjunktur. Wie ernst es dieses Mal genommen wird werden erst die nächsten Monate weisen. Der Pariser Klimavertrag ist am 4. November 2016 in Kraft getreten. Das Abkommen soll dafür sorgen, dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränkt wird; die Staaten wollen sogar versuchen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

Wer zahlt für wen die Rechnung. Gegenseitig ausspielen kann man jetzt viele. Das Spiel „Wer ist ärmer“ Wer brachte für wen mehr Opfer? kann ein gefährliches Gift sein. Gruppen gegeneinander auszuspielen ist ein beliebtes Gesellschaftsspiel.

Ich sitze hinter dem Hacker Löwen am Schlossberg. Major Hacker hat 1809 den Sturmangriff der napoleonischen Truppen abgewehrt. Dem Helden wurde 1909 ein Denkmal gesetzt.

Heldin müsste man sein. Denkmal brauche ich keines.
Kleine Gruppen, meist ganz junge Paare haben es sich auf der Wiese gemütlich gemacht. Die Älteren sitzen weit auseinander auf den Bänken.
Noch zimmern die Handwerker mit viel Elan an dem Terrassenboden für das „Restaurant am Schlossberg“.
In 2 Wochen soll das Leben im Biergarten wieder losgehen.

Der Muttertag ist 2020 noch kein Geschäft für die Freizeitbranche.


6. Mai

Radeln gegen die 2. Welle: Wir gehen jetzt ins 3. Jahr ohne Regelwerk zur Umsetzung des Paris Abkommens. Der Virus dämpft die Bereitschaft vieler Staaten die Klimaziele nach zu schärfen.

In Paris bereitet man sich auf den 11. Mai, dem Ende des Corona Lockdowns vor.
50 Straßenkilometer werden in reine Radwege und 30 Straßen in Fußgängerzonen umgewandelt.

Das klingt wunderbar. Ich hole mein Fahrrad aus der Radkammer. „Koste es was es wolle.“ Nur nicht mit der Rettung ins Spital geführt werden. Rettungs-App hin oder her. Wer weiß was der neue Antikörpertest kann. Außerdem, zahlt sich der Test bei mir gar nicht aus. Da kommen die Jüngeren dran.

Einmal im Hirn gespeichert, nie mehr wieder raus.
Die gelb, blau, grünen Bilder der zugedeckten Patienten mit angeschlossenen Plastik- Atemgeräten der Intensivstationen auf der ganzen Welt steigen ganz automatisch hoch und gewinnen den Kampf gegen den Mut zur Lebensqualität.

Die Persönliche Erfahrung durch die Krise lehrt uns, dass die digitale Welt sich nicht für alles eignet. Gemeinsam genießen, ob die Natur, die Stadt, die Gastronomie, die Kunst, den Sport. Wir brauchen die analogen Begegnungsräume, gemeinsame Erlebnisse mit allen Sinnen, Resonanzräume „von Mensch zu Mensch“, um lebendig bleiben zu können.
Köper Geist und Seele sind von Anfang an dabei und müssen dabeibleiben. Körper, Geist und Seele bilden eine untrennbare Einheit.

Die Kunst sie so zu vernetzen, dass sie uns den Weg weisen, der für uns gedacht wurde.

Spricht man im Moment über die Kunst, so scheint sie noch nicht existenziell notwendig zu sein.

Für mich ganz persönlich ist die Kunst im Moment Nahrung für mein Leben. Sie hält mich lebendig.
Der Fall in die Depression wäre vorher programmiert.
Die “größten Helfer“ in Krisenzeiten sind die eigenen Ressourcen. Bei mir im Moment das Malen und Schreiben. Die Kreativität, die Fähigkeit mich mit den Mitteln der Kunst an neue unbekannte Situationen anzupassen, von etwas getragen, geführt geleitet zu werden und den Glauben nicht zu verlieren mit mir und der Welt in Verbindung zu bleiben und sinnstiftendes zu tun, führt mich aus dem Chaos zu einer neuen Ordnung. Sie treibt den Perspektivenwechsel voran.

Während ich diese Sätze niederschreibe, meldet sich „Linkedin“: Gratulieren sie Anna McIntyre. Sie ist seit 3 Jahren Aufsichtsrätin im Concret Garden in Glasgow.

Wo Schatten ist muss auch Licht sein:

Ich vernetze mich mit meiner Tochter. Ein schöner Moment, mitten in der Krise.
Ich gratuliere ihr zu ihrem Engagement.
Der Concrete Garden ist ein städtisches Projekt zum Anbau, Spielen und Wohlbefinden von Lebensmitteln in der Gemeinde, das den Menschen im Possilpark und im Großraum Nord-Glasgow mehr Raum, Aktivitäten, Veranstaltungen und Möglichkeiten zur Freiwilligenarbeit bietet.
Meine Tochter Anna arbeitet mit Einheimischen zusammen, um einen gesünderen und glücklicheren Raum zu schaffen, indem die Menschen Möglichkeiten schaffen, gemeinsam zu wachsen, zu arbeiten, Kontakte zu knüpfen, zu spielen und zu lernen.
Ja, wir werden es schaffen, digitale und analoge Welten so zu verbinden, dass der Weltenwertewandel ein Erfolg
werden kann.

7. Mai

Ich bin am Gipfel angekommen und ziehe die „Danger Pirates“ Wasserflasche meines Enkels aus dem Rucksack.
Ich lausche dem kühlen Wasserlauf, der meinen Rachen entlangrinnt. Ein Glücksmoment. Ich gönne mir eine Pause mit Blick auf die Sankt Veiter Kirche auf der einen Seite und der Stadt Graz auf der anderen Seite. Vor mir im Tal breitet sich ein Bauernhof aus. Ich erinnere mich an die Rodelfahrten mit meinen Eltern nach dem Krieg auf den Wiesen vor dem Hof. Heute schützt ein rot weiß rotes Plastikband seine Wiesen vor dem Betreten.
Ein Zettel baumelt auf der Plastikleine.

Wo Schatten ist muss auch Licht sein.

Lieber Hundebesitzer/In: „Diese Wiese ist Salat für meine Kühe und kein Hundeklo.“

Es rieche sie und schwelge im gelb rot rosa himmelblau und weiß der Blumenwiese. Ich bleibe noch ein Weilchen. Der Zitronenfalter umkreist mich. Ich bewege mich mit ihm ein paar Schritte talabwärts nach Hause.


Freitag 8. Mai 2020

Das Nationalsozialistische Reich kapitulierte bedingungslos.
Heute vor 75 Jahren endete der zweite Weltkrieg auf europäischem Boden.
Stille dehnte sich über Europa aus.

Bundespräsident Van der Bellen wirbt für den EU- Beitritt vor 25 Jahren:
„Es war die beste Idee, die wir je hatten“.
Wir brauchen europäische Anworten. Es wird keinen Impfstoff gegen die Klimakrise geben.

Das Ende des zweiten Weltkrieges. Das Fest der Freude wurde ins Internet verlegt.
Die Freude bezieht sich auch auf das Bekenntnis zum Grund und Freiheitsrecht, zur Rechtstaatlichkeit zur Demokratie und Solidarität.
Wir müssen an uns glauben, dass wir fähig sind das Richtige zu tun. Wer noch keine Fehler gemacht hat, hat auch noch nichts gelernt.

Die Kunst die richtigen Fragen zu stellen und gemäßen Antworten zu finden.

K: Können
U: Unfug kann nicht ausgeschlossen werden
N: Neues finden entdecken, kreieren, phantasieren
S: Sturm und Drang darf nicht fehlen, Mutig in die neuen Zeiten.
T: Taten setzen experimentieren, Lösungen suchen Tatsachen reflektieren, prüfen.


Möge uns der Tennissport zum Vorbild werden.
Spiel, Satz und Sieg für den Tennissport.
Erster Aufschlag für 10.000 Spieler. Die Regierung gab grünes Licht für die Tennismeisterschaften, vorerst ohne Doppel.


Samstag 9. Mai

Die Coronakrise formt und prägt unsere Sprache, Wortkreationen schlagen Purzelbäume.
Das Ende der AUA könnte in Zukunft den Standort Österreich verzwergen. Es droht die Provinzialisierung Österreichs.
Die maskierten Menschen, Militärfahrzeuge Bilder der Intensivstationen, Särge, leere Städte machen wie man liest und auch sehen kann, gesunde Menschen krank.
Wie schlimm muss es erst psychisch kranken Menschen in den Familien gehen. In Wohngemeinschaften, Heimen verstärken die Spannungen Depressionen, suizidale Gedanken, Schlafstörungen.

Angsstörungen werden steigen, bis wir Medikamente haben. Die Manie, die Paranoia, Schizophrenie Depression haben Hochsaison.
Die Mensch zu Mensch Begegnung in der Psychotherapie kann durch die digitale Welt nicht ersetzt werden.


Wo Schatten ist muss auch Licht sein.

Freud hätte seine Freude in Zeiten der Pandemie. Endlich bekommt die Seele den Platz, der ihr zusteht bei den Menschen, in den Medien, noch nicht, beim Finanzminister, zurück.

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