Frauen, Mütter, Kinder, Versorgung

Mütterverschickung März 1945

Von: Martha Pöll | 9. April 2025, 09:09

Obwohl die Familie eigentlich aus Mödling, NÖ, stammt, werde ich in Maria Zell geboren und verlebe mein erstes halbes Lebensjahr in Vorarlberg.

Mütterverschickungen im März 1945

Was ich hier beschreibe, weiß ich aus den Erzählungen meiner Mutter.
Meine Mutter war zu Ende des Krieges mit mir schwanger und wurde mit anderen jungen Müttern mit der Bahn in Richtung Westen transportiert. Ob der Transport von der Gemeinde oder von der Partei (NSDAP) ausging, weiß ich nicht. Die Fahrt ging bis St.Pölten, dann war ein Fliegerangriff und die Fŕauen mußten raus aus dem Zug und weg vom Bahnhof. Sie wurden dann mit einem Bus (?) nach Maria Zell gebracht. Dort im Spital bin ich geboren worden.
Nach meiner Geburt ist meine Mutti wieder heim nach Mödling gefahren. Zwei Wochen später ging die Reise wieder in den Westen. Da kam meine Mutter mit mir bis Vorarlberg, bis Dornbirn. Dort mußte sie ins Spital, mit Fieber durch eine Brustentzündung.
Es war ein bißchen schwierig, weil meine Mutter die Krankenschwester nicht verstand, die war aus dem Montafon und der Dialekt ist für jemand aus Niederösterreich nicht leicht zu verstehen.
Meine Mutti ist dann bei Bauern untergekommen und mußte jede Woche zur Mutterberatung. Damit sie für mich Milch bekam. In Vorarlberg war damals französische Besatzung und darunter viele Marokkaner.
Ich war ein schwarzhaariges, braunes Baby, weil mich meine Mutter gerne in die Sonne gestellt hat mit meinem Kinderwagen.
Wenn sie in das Amt gegangen ist, hat sie mich im Wagen draußen gelassen. Als sie wieder herauskam, war ich nicht mehr im Wagen sondern im Arm eines Soldaten. Angeblich hat mir das gut gefallen. Und die Marokkanischen Soldaten glaubten, ich sei ein Marokkaner-Kind, weil ich so braun war.
Ich habe gehört, daß meine Mutter und ich ca. ein halbes Jahr später wieder nach Mödling gekommen sind.1949, mit vier Jahren, mußte ich in den Kindergarten. Dort gab es nämlich Fleisch zu essen, aus Amerika!
Ich ging trotzdem nicht gerne in den Kindergarten und war sehr froh, daß ich Keuchhusten bekam und nicht mehr hin mußte.

Umgebungskarte "Frauen, Mütter, Kinder"
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