Solitary, 2024

Von: Bianca Lugmayr | 19. Juli 2024, 12:14

Solitary, 2024, transparentes leinen, Pflanzenfarbe, Nähseide, in Objektrahmen gerahmt

In der grafischen, textilen Textarbeit „Solitary“ von Bianca Lugmayr, geboren 1979 in Wels und derzeit in Feldkirch als freischaffende Künstlerin tätig, wird der komplexe Gefühlszustand zwischen Individualismus und Gemeinschaft thematisiert. Lugmayrs Werk reflektiert die Spannung und das Wechselspiel zwischen der persönlichen Unabhängigkeit und der Solidarität innerhalb einer Gemeinschaft. Der Begriff der Solidarität impliziert ein füreinander Einstehen und die Bildung einer unterstützenden Gemeinschaft. In einer gesunden sozialen Struktur sind individuelle Freiheiten und gemeinschaftliche Unterstützung nicht nur miteinander vereinbar, sondern sie bereichern sich gegenseitig. Diese duale Koexistenz wird in Lugmayrs Arbeit durch die wiederholte Anwendung der Nähmaschine und die wiederkehrenden Worte in ihrem grafischen Werk verstärkt. Die Perforation des Stoffes durch die Nadel der Nähmaschine wird zum Symbol für die wiederholte Auseinandersetzung mit diesen Themen und verdeutlicht den inneren Konflikt und die Verflechtung von individueller Freiheit und sozialer Unterstützung. Das bildnerische Mittel der Linie und des textilen Rasters fungiert als verbindendes Element, das die verschiedenen Aspekte des menschlichen Zusammenseins und der persönlichen Autonomie visuell und konzeptuell verknüpft. Solidarität und Solitärsein stehen hier in einem dynamischen Spannungsfeld, wobei Solidarität für die Unterstützung in schwierigen Zeiten und Solitärsein für die Betonung von Unabhängigkeit und persönlicher Freiheit steht. Beide Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden und unerlässlich für ein harmonisches Miteinander. Bianca Lugmayrs Arbeiten zeichnen sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit Sprache, Materialität und Abstraktion aus. Ihre Handschrift, die sich in der schnellen, frei genähten Linie manifestiert, steht symbolisch für eine Befreiung von Perfektionismus und unterstreicht den Wert des Fehlers und der rohen Schönheit. Diese künstlerische Praxis ermöglicht es, die komplexen und oft widersprüchlichen Erfahrungen des Menschseins visuell zu erfassen und zu reflektieren.

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